Ja, ja es geht auf Weihnacht zu und die Drücker der Mitleidsdrüsen stehen bekanntlich ja kurz nach den Schokoherstellern dann vor den Regalen ;-)
Ach ja, damit das nicht wieder die Falschen lesen! "WARNNIG! READ AT OWN RISK!"
Immerhin muss man dem Vogel zugestehen, das er alle Register gezogen hat - und anscheinend auch zeitnah nachbessert.
Daher hier mal vorweg eine alte, sehr alte Weisheit zu dem Thema "Mitleid", die in den kommenden, emotional aufgeweichten, Wochen nicht schaden kann.
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GRENZEN DES MITLEIDS
Wenn du jemanden jammern und klagen siehst, weil sein Kind weit fort ist oder weil er sein Vermögen verloren hat, achte darauf, daß du dich nicht von der Vorstellung hinreißen läßt, er sei aufgrund dieser äußeren Dinge tatsächlich im Unglück. Halte dir vielmehr sofort vor Augen: «Nicht das, was passiert ist, betrübt diesen Mann (jemand anders nämlich betrübt es nicht), sondern seine Meinung darüber. »
Zögere jedoch nicht, ihn mit Worten zu trösten und, wenn es sich so ergibt, auch mit ihm zu klagen. Aber hüte dich davor, auch mit innerer Anteilnahme zu jammern.
http://www.philo.uni-saarland.de/people ... iktet.html
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Und daher wünsche ich dem Macker viel Glück beim Schnorren und möchte nur anmerken, das er auf ner zusammengeschnorrten Harley eben nur das Glück einer zusammengeschnorrten Harley erleben kann, was NICHT das Gleiche sein kann, wie das Glück auf einer ersparten, erarbeiteten oder anders passend erlangten Harley.
Was will der seinen Kindern und Ollen denn erzählten (Freunde hat er ja keine, wie er sagt)? "Papa ist ein cooler Macker - der hat sich ne Harley erschnorrt!"?
Solch eine Lebensrealität ist in meinen Augen wenig erstrebenswert.
Alternativ rumlügen und hoffen, das da keiner hinterkommt?
Dito!
Natürlich leben wir ALLE in einer Welt, die nur funktioniert, weil wir von unseren Mitmenschen bekommen, aber eben auchg eben.
Das ist in allen Bereichen so und alleine schon basic bei der Sprache, die wir a) zur umsonst Verfügung gestellt bekommen und b) die anderen auch noch mitmachen.
Das die Mitmenschen mit uns reden ist ein Geschenk, das wir mit den Mitmenschen reden, ist unsere Rück-Geschenk.
Weiter geht das genau so durch alle sozialen Systeme und in dem Kontext ist diese "Sammelaktion" gar nicht so ehrenrührig, wie das im ersten Moment erscheinen mag.
Tätsächlich kenn ich keinen meiner Harley-Freunde, dem ich nicht schon was "geliehen" hab und fast von jedem hab ich auch schon was zurück-"geliehen" bekommen - immer mit dem Wisssen das das auch für die nächsten 50 Jahre verliehen sein kann. An meiner Haley befinden sich über 30kg Teile die so "geliehen" sind.
Wir schenken uns niemals Harleyteile, die wirklich nötig sind! Weil das nicht i.O. ist, das riecht nach Almosen.
Echte Geschenke sind da was anderes und eigentlich immer im "NiffNaff"- oder "Nice to have"- Bereich.
Aber da ist ebend er nächste Denkfehler dieses Aktion - man leiht es "Freunden", "Bekannten" oder "Kumpeln", niemals Fremden, da auch das "Geben" eine Kommunikation ist, die ein elementares soziales Bedürfniss befriedigt - Reduktion von Unsicherheit.
"Ich geb dir was, du mir dann bei Bedarf auch." sagt einem wo man steht.
Genau wie bei der Sprache: Da wird einer auf Deutsch angesprochen und wenn der nicht verständlich (anschlussfähig) antwortet, wird das nichts mit der Rückgabe des geschenks Sprache.
Was soll die Antwort bei dieser Teileschnorraktion sein?
Es kann ja nur das zurückgegebene Gefühl sein "Mitgemacht zu haben".
Dave Barr ist mit nem verranzten Shovel um die Welt gefahren und nüchtern betrachtet war das eine einzige "Schnorrertour des präsentierten Elends"
Ein wahnsinniger Ami ohne Beine auf nem verranzten Shovel ohne Kohle oder Sprachkenntnisse, der planlos um die Welt fährt.
Der hat auch keine Spenden bekommen im Vorfeld und dem hat keiner geholfen (ausser ein paar private Freunde) - bis zu dem Punkt, an dem er unterwegs war.
Da war er für die Menschen, denen er live begegnete nicht mehr der "Fremde" und er hatte eine Kommunikation:
"Ich bin total meschugge, aber auch extra cool, beinhart und mutig und du kannst durch deine Hilfe ein Teil dieses Irrsinnstripps werden."
Und das haben die Leute durch seine Persönlichkeit gefressen und 100%ig hätte ich dem Kerl meine halbe Garage geschenkt, damit der das Ding weiter durchzieht.
Burt Munro (Mit Hand und Herz) ist auch so ein Fall von "Schnorrer", dem man mehr als gerne geholfen hätte, jeder hier im Forum, seinen Traum durchzuziehen.
Aber was bietet dieser Typ einem, bei dem wir dabei sein wollen?
Nichts.
Es geht um schnöden Besitz von einer FLH für lau.
Das turnt mich überhaupt nicht an.
Wenn das wenigstens um irgendwas esotherisches wie "Freiheit im Wind" oder so gehen würde. Aber dazu braucht man keine FLH - das geht mit ner SR 500 genau so oder auch auf dem Fahrrad.
Und damit wird das auch nichts werden - er bietet halt nichts an.
Ich habe ja nun als Sozialarbeiter mehr als ein Jahrzehnt in der offenen Drogenszene geareitet und obdachlose Drogenfreaks sind häufig auf Schnorren "angewiesen", um ihren teuren Lebenswandel zu wuppen.
Da habe ich den fitteren Freaks immer Tipps gegeben den Menschen auf der Straße etwas anzubieten, wenigstens ne glaubhafte und lustige Geschichte und oft konnte damit der "Tageserlös" satt verdoppelt werden.
Und jedem ist es unbenommen auch der bunten Sinti-Frau ein menschliches Zeichen der Anerkennung ihrer Menschenwürde zu geben - ein aufgepackten ( vor deren Augen!!!) Chuppa-Chupp mit freundlichen Gesicht für das schmuddelige Kind und ein kurz gesagtes "Bitte schön!", versüßt dein eigenes Leben und das dieser Leute.
Geld müssen die sowieso abgeben an den Chef und der Lolly hat wenigstens ne kleine Chance was zu bewirken.
Auch dem frierenden Obdachlosen kann man einfach eine Pommes hinstellen oder eine Zigarette geben.
Das sind die tröstenden Worte von denen Epiktet oben schreibt - aber niemals sollte man deren Elend zu dem eigenen machen.
Das bringt einen nur in emotionale Probleme, die vollkommen überflüssig, weil unlösbar, sind.
Der "Schnorrer" hier meint halt nur, das ihm ne FLH zum Glück fehtl - kann aber nicht sein, weil viele Menschen (die satte Mehrheit) ohne FLH durchaus glücklich leben.
Ihm, wenn er das hier liest, empfehle ich den Ausdruck des obrigen Links und Lektüre - da steckt viel mehr für ihn drin, als wenn er meinen alten Keihin erben würde (Es sei denn, er will den Vergaser nur bei eBay verticken).
Gruß. Maruski