Endlich! Den ganzen Sommer habe ich gewerkelt, getüftelt und Probefahrten gemacht. Und nun habe ich das amtliche Dokument, daß mein Early Shovel tauglich ist für das dritte Rad.
Somit darf ich jetzt "offiziell" mein Boot spazierenfahren.
Ein besonderer "Spaß" war, daß ich als Gewicht auf der Probefahrt dabei sein musste. Und so habe ich mich in den kleinen Blechsarg gequetscht und bei regennasser Strasse das mehrfache Durchdrehen des Hinterrades bis in den zweiten Gang und einige Drifts unter Schweissperlen erdulden müssen. Abschließend wurde in engsten Kurven die Stabilität der verlängerten Springer geprüft. Ächz!
Zum Schluss meinte der Prüfer:" Fährt doch gut!"
Hi,
Glückwunsch. Aber Fotos müssen sein! Erzähle doch mal ein wenig mehr. Hast du einen originalen Beiwagen verbaut oder Marke Eigenbau? Welche Probleme gab es im Vorfeld mit dem TÜV , etc.?
Gruss
Ich finde, daß Fotos immer überbewertet werden. Und ein Hingucker ist das Moped auch nicht. Aber da ich Meldung gemacht habe, muss ich wohl auch liefern. Etwas Geduld aber, bitte!
LG Theo
Als ich vor fast genau zwei Jahren die Harley kaufte, hieß es gleich, daß auch ein Beiwagen her muß. Damals war ich noch abgeneigt, weil ich froh war, überhaupt erstmal HD fahren zu können.
Das erste Jahr war geprägt von unzähligen Verbesserungen mechanischer Art und auch einigen neuen Designelementen, um sie zu MEINER HD zu machen.
Im zweiten Jahr genoß ich einen ausgiebigen Urlaub in Skandinavien, und in diesem zweiten Jahr fing der Beiwagen-Virus an zu wachsen.
Im letzten Winter erneuerte ich die gesamte Elektrik und sah auch gleich den E-Anschluß für den Beiwagen vor.
Im April diesen Jahres war es dann so weit, daß ich mir für einen schmalen Taler ein URAL-Gestell ud ein sehr, sehr desolates Eigenbau-Wrack aus Blech als Boot aneignen konnte.
Da ich vom Beiwagen-Anbau und der erforderlichen Fahrwerksgeometrie bis dato keine Ahnung hatte, begann für mich die Zeit des Studierens und Recherchierens. Jeder Beiwagenumbau, der mir seriös erschien, wurde begutachtet und teilweise fotografiert. Viele Gespräche mit erfahrenen Beiwagenbauern (nur Privatpersonen, keine Firmen) und Beiwagennutzern rundeten irgendwann das Basiswissen ab, um in meinem Kopf eine durchführbare Konstruktion auszutüfteln.
Ich sammelte Daten über Postion des Beiwagenrades, Spurweite, Sturz und Vorspur des dritten Rades sowie Nachlauf des Vorderrades etc.
Durch die Schulausbildung habe ich gute Kenntnisse in Konstruktions- und Schweißtechnik sowie Statik, Festigkeitslehre und Werkstofftechnik, was sich als förderlich für das Beiwagenkonzept erwies.
Erste grobe Entwürfe wurden gemacht und Anschlußteile bestellt.
Die erste große Hürde war die Anfertigung der Anschlußpunkte am Wishbone-Rahmen, bei denen folgendes berücksichtigt werden sollte:
- sie mußten ausnahmslos schraub- und damit demontierbar sein
- sie mußten an Knotenpunkten oder original vorgesehenen Befestigungspunkten sitzen
- die mechanischen Gegebenheiten der Solomaschine durften nicht beeinträchtigt werden
- der Beiwagen mußte von mir allein in max. 20min elektrisch, hydraulisch und mechanisch abkoppelbar sein
- es sollte aus ästhetischer Sicht ansprechend sein (ich habe nämlich rein optisch ganz schlimme Ausführungen sehen müssen!).
Damit verbrachte ich die ersten Wochen. Es war mitunter knifflig, aber ich habe es technisch und augenschmeichelnd für mich gut gelöst.
Parallel dazu entbeulte ich das Blechfragment und erneuerte die fehlende Nase teilweise. Insgesamt sechs kg Spachtel verbargen die übriggebliebenen Beulen.
Im Innenraum mußte eine neue Konsole für den Sitz gebaut werden, die ebenfalls verschraubt wurde. Im "Gepäckraum" wurden Verstärkungsstreben eingeschweißt, um den für außen geplanten Gepäckträger stabil zu halten.
Im vorderen Fußbereich habe ich später einen zusätzlichen Tunnel eingeschweißt, damit das Boot parallel zur Straße liegt und möglichst flach über dem Asphalt, soweit vertretbar für die Fahrbarkeit.
Doch das ist schon zu weit vorgegriffen, denn zuerst mußte das Fahrgestell angepaßt werden...
Hi Theo,
hast du den Beiwagen noch ein viertes Mal am Rahmen befestigt? Foto wäre schön. Die Lösung vorne unten am Rahmen gefällt mir, so kommt man am Auspuff vorbei.
Gruss
PANHEAD hat geschrieben:...Die Lösung vorne unten am Rahmen gefällt mir, so kommt man am Auspuff vorbei.
Ich finde die Lösung auch gut, hätte eines allerdings anders gemacht: Da es zwischen dem rechten Rahmenauge und dem Auspuff ja recht eng zugeht, hast du dort eine sehr schmale Mutter genommen, an der der Krümmer wohl gerade so haarscharf vorbeigeht.
Wieso drehst du dir dafür keine Gewindebuchse, die du in das Auge presst, sowas hier zum Beispiel:
Dann habe ich noch eine Frage, wie klemmt eigentlich die rot eingekreiste Verbindung am Rahmen? Über die zwei M8er Schrauben?
sorry für die lange Wartezeit, aber es gibt wichtigere Dinge im Leben als zwei (drei) Räder.
@PANHEAD: Foto der vierten Halterung im Anhang.
@ Dieter: die Lösung mit der Gewindebuchse hatte ich auch auf meiner brainstorming list, habe sie aber verworfen.
Die obere hintere Halterung klemmt über ein Kulissenformstück, welches über die Augenschraube direkt auf den Rahmen gepresst wird. Die M8er halten die Teile nur in Position.
Es geht irgendwann weiter, aber ich habe zu viele andere Dinge, die mir momentan wichtiger sind, zu erledigen.
Also, das Beiwagengestell: natürlich paßte der Kram nicht so an den Rahmen, wie ich`s gerne gehabt hätte.
Der Beiwagenrahmen war zu kurz, zu dicht am Harleyrahmen, wegen Bodenfreiheit der Ural zu hoch usw.
Ich habe deswegen die alte FL für Wochen stillgelegt und in nahezu senkrechter Position fixiert. Dann kam die Ermittlung des notwendigen Abstands der beiden Rahmen, um noch vernünftig kicken zu können. Danach wurde die Höhe mit Holzstützen grob eingestellt. Mit einem Dummyrad konnte die Vorspur grob eingestellt werden. Hört sich alles leicht an, war aber tatsächlich tagelange Arbeit.
Es war klar, daß ein paar Flex- und Schweißarbeiten notwendig waren. Die Recherche nach Stahlrohr und Bögen im passenden Durchmesser und mit ausreichender Wandstärke war zwar ermüdend, aber dafür erfolgreich. Nach ein paar Tagen Wartezeit wurde geflext. Natürlich nicht neben der FL, sondern auf der anderen Seite meiner Garage. Ich weiß nicht, wie oft ich das scheißschwere Gestell durch die Bude hin und her getragen habe, aber es war reichlich.
Rohrbögen und Stahlrohrabschnitte wurden passend abgelängt und irgendwann konnte vorsichtig gepunktet werden. Dabei blieb es vorerst.
Auf dem Teilemarkt habe ich so ein ekliges modernes 16"-Aluvorderrad bekommen, in das erstmal 20mm metrische Lager eingepflanzt werden mußten. Die Zolldinger sind zu teuer und ich wollte sie nicht.
Dann habe ich für die vorhandene Schwinge eine passende Achse für das Rad skizziert und gedreht. Natürlich hatte ich zu dem Zeitpunkt schon ein Konzept für Schutzblech, Bremse, Federbeinaufnahme etc.
So sah es dann bereinigt und geschweißt aus.
Leider habe ich wegen der beengten Verhältnisse wenig Bilder mit Totalansicht und wegen kümmerlicher Lichtverhältnisse leider nicht optimal ausgeleuchtet. Es sei mir verziehen. Manche Dinge bleiben auch lieber im Dunklen!