Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

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Moderator: Gerry

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Wallace
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Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Wallace »

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maruski
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von maruski »

Boah ey, wenn man sich den Rahmen ansieht kriegt das Wort "massiv" eine ganz neue Dimension.
Und die Gabel erst!
Krass.
Ich hatte mal gelesen, dass auch die Russen diverse Konzepte für Militärmaschinen ausprobiert haben, bevor sie die Boxer kopiert und so extrem erfolgreich an die harte Realität in Russland angepasst haben.
Mein Dneprgespann ist dann auch sehr solide gebaut - aber nichts im Vergleich zu deinem Fundstück. Dagegen Leichtbau.

Harley hat meinem Wissen nach auch mal Prototypen mit Boxer für das Milität gebaut. Die haben das aber verworfen, da trotz technischer Überlegenheit des Boxerprinzips für Seitenwagen, die Vertrautheit der GI mit der V2 Technik, die sie aus ihrem Zivilleben kannten, mehr wog.
https://www.google.de/search?q=harley+b ... TrmZzdoR1M:
Ein Bike ist halt immer so zuverlässig wie die Kompetenz seines Fahrers.

Cooles Video zum Frühstück ;-)))

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Wallace
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Wallace »

Die PMZ-A750 wurde 1933 - 1938 in 4600 Stück gebaut.
In Podolsk (Podolsk Motozickl Zavod).
14 PS bei 3700 U/min
Konstruiert bei NAMI/NATI (Nautschny awtotraktorny institut).
Da hat man auch einen mit Dampfmotor betriebenen Lastwagen entwickelt, Traktoren, Holzvergaser u.a.

https://de.wikipedia.org/wiki/NAMI
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maruski
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von maruski »

So wie die aussieht haben die sich ja richtig Mühe gegeben beim "Konstruieren" und sind dann ja wohl nur wegen der weltweit gleichen Naturgesetze auf "ähnliche" Lösungen und "ähnliches" Design gekommen wie die Ingos in Milwaukee ;-)))))
Geile Geschichte, kannte ich noch nicht.

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Christian
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Christian »

Hi Leute,

das Klauen war damals ne Volkssportart. In Berlin wurden in den 30ern auch die kleinen Harleys nachgebaut, ich glaube bei oder von Siemens.
Und die japanischen Soldaten fuhren mit der Kopie der 1.000er Sidevalve in den Krieg - gegen die Amis, welche die 750er im Original hatten. Nach dem Krieg machte Harley für die 750er Werbung mit dem Slogan "The bike which won the war!" Konsequenterweise hätten sie der 1000er dann den Spruch mit auf den Weg geben müssen: "The bike which lost the war!" Aber den Humor hatten sie nicht.

Ural hat nach dem Krieg bei Zündapp und BMW abgekupfert. Ist praktisch, kann man die, nunja - schwankende - Zuverlässigkeit alter Urals mit BMW-Ersatzteilen verbessern.

Harley seinerseits hat schon im Krieg ein Boxermodell von der Zündapp abgekupfert, sollen sogar 1.000 Einheiten gebaut worden sein. Aber die Army wollte lieber weiter die vertrauten 750er haben, die bereits zu tausenden ihren Dienst bei Uncle Sam versahen und so wurde das Projekt trotz wegen des tiefen Schwerpunktes besserer Straßenlage wieder eingestampft und die WLA 42 zu Zehntausenden gebaut übrigens von 1941 bis ins Jahr 1943 rein, dann kam die WLA 43.

Gruß, Christian
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trybear
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von trybear »

Moin Maruski,
Boah ey, wenn man sich den Rahmen ansieht kriegt das Wort "massiv" eine ganz neue Dimension.
Ural hat nach dem Krieg bei Zündapp und BMW abgekupfert.
Was ich so sehe sieht mir eher nach einem weiteren Abkupferbeispiel aus und nicht soooo massiv wie es wohl den Anschein hat. Das ist ein Rahmen wie z.B. bei der BMW R12 oder vielen anderen Modellen bei den Deutschen damals, nämlich ein Blechpressrahmen-Nachbau. Sie wurden von Anfang der 30er bis Kriegsende gebaut. In der Ostzone noch bei der R35 EMW, Awtowelo, dann AWO ein wenig länger.

Die sind relativ leicht aber instabil, bekommen ihre Festigkeit erst durch den Einbau der ganzen Aggregate.

Gruß
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von maruski »

Hi Christian,
bei meinem Dnper-Gespann kannst die Fussrasten und das Rücklicht von der BMW als Ersatzteil nehmen.
Mechanisch ist da nix gleich. Hab mal Bing-Vergaser mit einem selbstgemachten Adapter angebaut = haben sich innerlich zerlegt und ich fahre jetzt wieder die supersoliden K63er vom Russen.
Meines Wissens haben die ihre Ural-Gespanne schon vor dem "Großen Vaterländischen Krieg" gebaut und es waren in der Tat Kombikopien von Zündapp und BMW.

"Das sowjetische Militär hatte schon vor dem Krieg BMW-Boxer-Motorräder gekauft, analysiert, mit Harley-Davidson verglichen und dann den BMW-Boxer aufgrund der besseren Kühlungseigenschaften als nachzubauendes Fahrzeug ausgewählt."
Nix geklaut.
"Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Pläne auf offiziellem Weg im Rahmen des Technologietransfers von Deutschland in die Sowjetunion gelangten, der infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes eingesetzt hatte."
https://de.wikipedia.org/wiki/Irbitski_ ... etny_Sawod

Nachdem sie als Sieger das BMW Werk als Reparation an den Dnepr verbaut haben, sind dort bis vor kurzem die Dnepr gebaut worden. Nahezu baugleich, bis auf den Motor, der bei der Ural nocmal deutlich simpler und solider ausgeführt ist.
Alte Ural - wie das bei den neuen Rangern aussieht weiß ich nicht.

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robo
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von robo »

Die Awo hatte schon einen schönen Rohrrahmen. :)
War auch ein anderes Werk. Die EMWs wurden in Eisenach gebaut und die AWOs in Suhl.

gruss robo
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trybear
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von trybear »

robo hat geschrieben:Die Awo hatte schon einen schönen Rohrrahmen. :)
War auch ein anderes Werk. Die EMWs wurden in Eisenach gebaut und die AWOs in Suhl.

gruss robo
Das stimmt. mein Fehler :roll:
bernd
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von bernd »

In den 30er Jahren gab es einen Austausch von Konstrukteuren. BMW Leute haben in Russland gearbeitet, genauso wie NSU Mitarbeiter in England waren. (Siehe OSL)
Gruß Bernd
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Wallace
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Wallace »

Ein BMW-Werk haben die Russen nach 1945 nicht in die UdSSR verbracht. Wohl aber ein DKW-Werk.
Die DKW NZ 350 wurde so zur ISH 350.
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Vinny »

So eine ish 350 habe ich da ist allerdings dann doch so einiges ganz anders als an der NZ
Eine Nockenwelle ist eben weniger störanfällig
Und ich will ja schließlich ankommen 😂
Christian
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von Christian »

Hi Maruski,

das geklaut war ein wenig polemisch, gemeint war eher nachgebaut oder kopiert. Das bestätigt Dein Wikipedia-Link ja auch. Vorkriegsmodelle können nur über Reverse-Engineering oder durch Kauf von Material und Zeichnungen übernommen worden sein. Das Dritte Reich hat ja sogar schwere Kreuzer an die Russen in Rahmen des Handelsvertrages verkauft.
Anschließend wurde übernommene für die eigenen Bedürfnisse angepasst. War ja auch einfach, eine solide Basis nehmen und dann verbessern/anpassen. Machen wir mit unseren Mopeten doch auch und andere verdienen damit sogar viel Geld, S&S zum Beispiel und die Company selber.

Tja, und nach dem Krieg wurde dann halt Beute gemacht und verwertet, so sind z.B. die Amis zu ihren Raketen gekommen. Warum sollten die Russen das nicht anders machen? Der Krieg war blutig, teuer und unverschuldet. Also hielt man sich am Kriegsgegner schadlos - soweit das irgendwie ging. So wurde die DDR mit ganzen Werken (manchmal sogar inklusive Personal) als Reparationszahlungen ausgeblutet. Verbrannte Erde unter Bundesgenossen.....

Und auch hier wurde in der Folge der Übernahme angepasst und verbessert.

Heute passiert das - denke ich - auch. Nur dass man es eben nicht an die große Glocke hängt. Jeder kauft fleißig bei der Konkurrenz ein und schaut, wie die dieses oder jenes Problem gelöst haben. Oder man arbeitet gleich zusammen, wie die deutsche Automobilindustrie bei der Abgasmanipulation.

Viele Grüße zurück vom Straßenrand, Christian
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bernd
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von bernd »

Angeblich haben sogar während des Krieges Flugzeugkonstrukteure der verfeindeten Länder im Kontakt gestanden, da sie sich aus anderen Zeiten noch kanten und über den Tellerrand geschaut nach dem Motto " wie löst ihr den so das ein oder andere technische Problem ".
Gruß Bernd
maruski
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Re: Historisch: PMZ A-750, eine russische "Harley"

Beitrag von maruski »

Gibt es Erkenntnisse/Statistiken über das Verhältnis von Erfindungen in Kriegs- bzw. Friedenszeiten?
Macht Not und Elend uns Menschen erfinderisch?

Manchmal hab ich den Eindruck, dass wir Menschen an Notbedingungen einfach sehr gut angepasst sind, weil durchgehend durch unsere Geschichte die Umwelt eben gefährlich war.
Leider kommt dieser inneren Struktur in Friedenszeiten (wie wir sie die letzten 70 Jahre hier haben) keine Anforderung zu.
Alle messbaren Parameter weltweit stehen auf "Gut" - es sterben mehr Menschen an Wohlstandsfolgen als an Hunger.
Im Vergleich zu "gar nicht lange her" sind die Kriegstoten weltweit marginal und nahezu 2/5 der Menschheit träumt berechtigt von Fortschritt, 1/5 hat ihn und den ärmsten 2/5 geht es auch objektiv besser als vor noch 50 Jahren.
Objektiv leben wir auch global gesehen in guten Zeiten.
Relativ klafft natürlich die Schere brutal auseinander - aber das ist eine ganz andere und sehr viel spannendere Diskussion.
Gerechtigkeit ist nicht mit Not vergleichbar und Ungerechtigkeit oft viel schwerer zu ertragen als Not.

Aber warum werden dennoch so leicht "künstliche" Ängste geschürt?
Um die Menschen in einer gesteuerten Notsituation zu halten, die sie motiviert?

Nur wozu motiviert?

Mit bestem Gruß vom Weidenrande.
Maruski
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