Vergasergröße
Verfasst: 20.11.2023, 13:07
				
				Moin,
ich habe mir nach meiner Testfahrt mit 1/4 Drosselklappe offen (HSR 42, 93 cui, Auspuff 2 in 1 mit di "nur" 38mm) und dem Beitrag von ron in einem anderen Thread (s.u.) mal grundsätzliche Gedanken über sinnvolle Vergasergrößen (für meine Anwendung) gemacht.
Die Ausgangslage:
Bestückung des Mopeds siehe oben, 130km/h im größten Gang bei etwa 1/4 Schieberöffnung, also grob 10.5mm beim 42er Vergaser. Das entspricht ungefähr einer geöffneten Querschnittsfläche von 265mm². Die Drehzahl liegt bei etwas über 3000 1/min.
Überlegung:
Ich persönlich finde das Tempo bei 1/4 Schieberöffnung schon recht heftig, was mich auf den Gedanken brachte, einen kleineren Vergaserquerschnitt zu wählen.
Warum? Weil ich das Drehmoment, wie die meisten hier, im unteren und mittleren Drehzahlbereich (1.500 bis 4.000 1/min) haben möchte. Dazu benötigt man in der Regel u.a. "kleine" Vergaser und dünne Krümmer.
Meine Überlegungen basieren auf idealen theoretischen Zuständen und die errechneten Werte in dem Beitrag sind nur zur Veranschaulichung der Größenordnungen gedacht. Ein Praxistest wird folgen - wahrscheinlich erst 2024.
Ausgehend von diesem Beitrag
Zitat von ron:
"Da es zum Thema von Dirk auch passt:
Ja, wenn man nicht auf Vollgas Höchstleistung spekuliert, bringt ein kleinerer Gaser mehr Nutzen.
Im alten Dellorto "A Guide" gabs ein Diagramm zur Gasergrößenauswahl "selection of the Venturi" - gilt aber auch für andere Gaser.
Es geht um die potentielle Leistung eines Zylinders. Wenn wir optimistisch 70 PS rechnen, also 35 PS/Zyl. werden 32-38mm empfohlen. Ein 36-40er erst ab 38 PS/Zyl.!
Ich hatte damals Gelegenheit auch mit vielen HoYaSuKas von Profi Moto Cross CR Honda oder RM Suzi bis sportliche Superbikes wie GSX-R oder CBR zu vergleichen. Alle hatten die Gaser im unteren Bereich des von Dello erwähnten Bereichs.
Später las ich auch in "Classic Harley Big Twins" von Greg Field oder war es bei Palmer, dass die legendäre Police Special auf nachträglichen Wunsch, nach einiger Praxiserfahrung der Behörden entstand. Die ursprünglich ziemlich serienmäßig ausgelieferte, neue, potentiell stärkere und schnellere 74" Pan, wurde nachträglich auf die Nockenwelle und den kleineren Gaser der 61" zurückgerüstet(!). Das kostete zwar etwas Spitzengeschwindigkeit, brachte aber zuverlässigeres, schnelleres Starten, konnten ohne absaufen ewig im Leerlauf tuckern und verschluckte (patschte) sich auch nicht im Eskortierbetrieb.
Bei den Knuckle und Pan 40-50 PS Motoren handelte es sich im Lauf der Entwicklung um rd. 28-34er (1-1/8 bis 1-5/16" Linkert Gaser.
Der Linkert DC auf Shovel (damals als erstes größer nachgebaut von S&S als "Super L", quasi Linkert auf Testosteron) hatte auch nur 1-5/16" knapp 34mm Venturi. Erst der Bendix 36mm und später 38mm.
Ihr könnt euch dadurch vielleicht vorstellen, wie übertrieben alles über 40mm Venturi für einen Motor < 80PS ist und dass es dementsprechend schwieriger ist, einen überdimensionierten "Vollgas Vergaser" alltagstauglich abzustimmen. Schiebervergaser und CV bieten wenigstens rudimentär Spielraum, sofern nicht sogar versch. Nadel- und Schieberprofile erhältlich sind. An Drosselklappengasern wie Linkert, Bendix oder S&S kann man allerdings nur LLD und HD, also nur unteren Bereich und Vollgasbereich ändern. Wenn es allerdings im wichtigen Übergang von Leerlaufdüse (auch intermediate oder bei Japsen Pilot Jet genannt) Schwierigkeiten gibt, wirds mühsam. Denn wer kann die Düsenstöcke mit all den kleinen Bohrungen, relevant auch wo diese angebracht sind, berechnet für den jeweiligen Venturi, ggf. neu berechnen und dementsprechend handwerklich ändern? Von den Herstellern gab und gibt es nichts.
Deshalb könnte so mancher überrascht sein, wenn die vermeintlich gut laufende Mühle nach einem "downgrade" sogar noch besser läuft.
Gruß
habe ich zwei Vergasergrößen miteinander verglichen und möchte das Ergebnis zur Info einfach mal vorstellen.
Die Ausgangs- und Bezugsgröße ist ein HSR 42 mit 42mm Durchlaß. Das Gegenstück ein 36mm-Vergaser, z.B. TM-36 (hab ich zufällig im Lager).
Ich habe diese Größe gewählt, weil sie in ron`s Ausführungen (Dellorto-Empfehlung/Rundschieber) für einen 70PS-Motor ausreichend ist. Der HSR und der TM sind Flachschiebervergaser.
Wie schon erwähnt hat der HSR42 bei 25% Schieberöffnung/Hub ca. 10.5mm einen Öffnungsquerschnitt von 265mm² und der Motor läuft über der halben Nenndrehzahl des Herstellers und schon auf 75% meiner persönlichen Wohlfühl-max-Drehzahl.
Wenn ich einen 36mm-Vergaser verwende, benötige ich für den gleichen Öffnungsquerschnitt ca. 11mm Schieberhub, was ungefähr 31% Schieberöffnung entspricht. D.h., daß die Drehzahl bei 25% Schieberöffnung eher in dem Bereich von 2500 1/min liegen könnte. Das hört sich für mich schon besser an.
Der Vergleich der geöffneten Querschnitte bei 25% Schieberöffnung:
HSR 42, 10.5mm, 265mm²
TM 36, 9mm, 203mm² (also nur 77% vom HSR42).
Die Gesamtfläche bei voll geöffnetem Querschnitt bedeutet für den TM 36 eine Minderung von etwa 26% gegenüber dem 42er.
Rein rechnerisch spricht überhaupt nichts gegen einen 36er für die o.g. Anwendung! Ein Fahrversuch muß zeigen, wie sich das Drehmoment im Vergleich verhält. Ich bin da sehr positiv gestimmt, denn die einschlägige Fachliteratur prognostiziert eindeutig ein für meine Fahrweise besseres Ergebnis.
Und wenn ich mir jetzt vorstelle, daß z.B. Topham mit 42mm bei HD-Anwendung beginnt und S&S gar 45mm+ bevorzugt, dann sehe ich da schon einen riesigen Unterschied zu dem, was ich so im Kopf habe.
Ich bin daher bei ron: ein downgrade könnte für ein dickes Grinsen sorgen. Wie auch schon die dünneren Krümmer ...
Gruß, Theo
			ich habe mir nach meiner Testfahrt mit 1/4 Drosselklappe offen (HSR 42, 93 cui, Auspuff 2 in 1 mit di "nur" 38mm) und dem Beitrag von ron in einem anderen Thread (s.u.) mal grundsätzliche Gedanken über sinnvolle Vergasergrößen (für meine Anwendung) gemacht.
Die Ausgangslage:
Bestückung des Mopeds siehe oben, 130km/h im größten Gang bei etwa 1/4 Schieberöffnung, also grob 10.5mm beim 42er Vergaser. Das entspricht ungefähr einer geöffneten Querschnittsfläche von 265mm². Die Drehzahl liegt bei etwas über 3000 1/min.
Überlegung:
Ich persönlich finde das Tempo bei 1/4 Schieberöffnung schon recht heftig, was mich auf den Gedanken brachte, einen kleineren Vergaserquerschnitt zu wählen.
Warum? Weil ich das Drehmoment, wie die meisten hier, im unteren und mittleren Drehzahlbereich (1.500 bis 4.000 1/min) haben möchte. Dazu benötigt man in der Regel u.a. "kleine" Vergaser und dünne Krümmer.
Meine Überlegungen basieren auf idealen theoretischen Zuständen und die errechneten Werte in dem Beitrag sind nur zur Veranschaulichung der Größenordnungen gedacht. Ein Praxistest wird folgen - wahrscheinlich erst 2024.
Ausgehend von diesem Beitrag
Zitat von ron:
"Da es zum Thema von Dirk auch passt:
Ja, wenn man nicht auf Vollgas Höchstleistung spekuliert, bringt ein kleinerer Gaser mehr Nutzen.
Im alten Dellorto "A Guide" gabs ein Diagramm zur Gasergrößenauswahl "selection of the Venturi" - gilt aber auch für andere Gaser.
Es geht um die potentielle Leistung eines Zylinders. Wenn wir optimistisch 70 PS rechnen, also 35 PS/Zyl. werden 32-38mm empfohlen. Ein 36-40er erst ab 38 PS/Zyl.!
Ich hatte damals Gelegenheit auch mit vielen HoYaSuKas von Profi Moto Cross CR Honda oder RM Suzi bis sportliche Superbikes wie GSX-R oder CBR zu vergleichen. Alle hatten die Gaser im unteren Bereich des von Dello erwähnten Bereichs.
Später las ich auch in "Classic Harley Big Twins" von Greg Field oder war es bei Palmer, dass die legendäre Police Special auf nachträglichen Wunsch, nach einiger Praxiserfahrung der Behörden entstand. Die ursprünglich ziemlich serienmäßig ausgelieferte, neue, potentiell stärkere und schnellere 74" Pan, wurde nachträglich auf die Nockenwelle und den kleineren Gaser der 61" zurückgerüstet(!). Das kostete zwar etwas Spitzengeschwindigkeit, brachte aber zuverlässigeres, schnelleres Starten, konnten ohne absaufen ewig im Leerlauf tuckern und verschluckte (patschte) sich auch nicht im Eskortierbetrieb.
Bei den Knuckle und Pan 40-50 PS Motoren handelte es sich im Lauf der Entwicklung um rd. 28-34er (1-1/8 bis 1-5/16" Linkert Gaser.
Der Linkert DC auf Shovel (damals als erstes größer nachgebaut von S&S als "Super L", quasi Linkert auf Testosteron) hatte auch nur 1-5/16" knapp 34mm Venturi. Erst der Bendix 36mm und später 38mm.
Ihr könnt euch dadurch vielleicht vorstellen, wie übertrieben alles über 40mm Venturi für einen Motor < 80PS ist und dass es dementsprechend schwieriger ist, einen überdimensionierten "Vollgas Vergaser" alltagstauglich abzustimmen. Schiebervergaser und CV bieten wenigstens rudimentär Spielraum, sofern nicht sogar versch. Nadel- und Schieberprofile erhältlich sind. An Drosselklappengasern wie Linkert, Bendix oder S&S kann man allerdings nur LLD und HD, also nur unteren Bereich und Vollgasbereich ändern. Wenn es allerdings im wichtigen Übergang von Leerlaufdüse (auch intermediate oder bei Japsen Pilot Jet genannt) Schwierigkeiten gibt, wirds mühsam. Denn wer kann die Düsenstöcke mit all den kleinen Bohrungen, relevant auch wo diese angebracht sind, berechnet für den jeweiligen Venturi, ggf. neu berechnen und dementsprechend handwerklich ändern? Von den Herstellern gab und gibt es nichts.
Deshalb könnte so mancher überrascht sein, wenn die vermeintlich gut laufende Mühle nach einem "downgrade" sogar noch besser läuft.
Gruß
habe ich zwei Vergasergrößen miteinander verglichen und möchte das Ergebnis zur Info einfach mal vorstellen.
Die Ausgangs- und Bezugsgröße ist ein HSR 42 mit 42mm Durchlaß. Das Gegenstück ein 36mm-Vergaser, z.B. TM-36 (hab ich zufällig im Lager).
Ich habe diese Größe gewählt, weil sie in ron`s Ausführungen (Dellorto-Empfehlung/Rundschieber) für einen 70PS-Motor ausreichend ist. Der HSR und der TM sind Flachschiebervergaser.
Wie schon erwähnt hat der HSR42 bei 25% Schieberöffnung/Hub ca. 10.5mm einen Öffnungsquerschnitt von 265mm² und der Motor läuft über der halben Nenndrehzahl des Herstellers und schon auf 75% meiner persönlichen Wohlfühl-max-Drehzahl.
Wenn ich einen 36mm-Vergaser verwende, benötige ich für den gleichen Öffnungsquerschnitt ca. 11mm Schieberhub, was ungefähr 31% Schieberöffnung entspricht. D.h., daß die Drehzahl bei 25% Schieberöffnung eher in dem Bereich von 2500 1/min liegen könnte. Das hört sich für mich schon besser an.
Der Vergleich der geöffneten Querschnitte bei 25% Schieberöffnung:
HSR 42, 10.5mm, 265mm²
TM 36, 9mm, 203mm² (also nur 77% vom HSR42).
Die Gesamtfläche bei voll geöffnetem Querschnitt bedeutet für den TM 36 eine Minderung von etwa 26% gegenüber dem 42er.
Rein rechnerisch spricht überhaupt nichts gegen einen 36er für die o.g. Anwendung! Ein Fahrversuch muß zeigen, wie sich das Drehmoment im Vergleich verhält. Ich bin da sehr positiv gestimmt, denn die einschlägige Fachliteratur prognostiziert eindeutig ein für meine Fahrweise besseres Ergebnis.
Und wenn ich mir jetzt vorstelle, daß z.B. Topham mit 42mm bei HD-Anwendung beginnt und S&S gar 45mm+ bevorzugt, dann sehe ich da schon einen riesigen Unterschied zu dem, was ich so im Kopf habe.
Ich bin daher bei ron: ein downgrade könnte für ein dickes Grinsen sorgen. Wie auch schon die dünneren Krümmer ...
Gruß, Theo


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  , beim Draufklicken wird es "gerade")
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