Hallo Leute!
Mal grundsätzlich überlegt: Jeder versucht sich irgendwie zu organisieren, ob Kriminelle, die Bundesregierung, ein Verein oder ein Mittelständler. Immer steht einer Zielerreichungsabsicht dahinter, sei es die politische Organisation und Beherrschung einer Polis (eine Regierung), sei es das Sammeln und Tauschen von Briefmarken oder ein sportlicher Wettkampf (ein Verein) oder ein Mensch mit Gewinnerzielungsabsicht (legal: Unternehmer oder illegal: Krimineller).
1. Frage: Warum sollen nicht auch Motorradfahrer sich organisieren?
2. Frage: Warum sollen nicht auch Kriminelle sich organisieren?
3. Frage: Warum sollen nicht auch randständige Menschen sich organisieren?
Wenn man diese drei Fragen zusammen, quasi "dreidimensional", stellt, bekommt man folgende Frage: Warum sollen nicht randständige, kriminelle Motorradfahrer sich organisiseren?
Wenn man das tut, dann bekommt man eben einen "Outlaw"-Club.
Die Frage der Organisation ist prinzipiell nicht anders als bei einem Blumenzüchterverein. Man organisiert sich auf ein bestimmtes Ziel hin und die Organisationsform ist kaum anders als bei einem eingetragenen Blumenzüchterverein: Vorstand mit Vorsitzendem (Präsi), Geschäftsführer (Sergeant at Arms oder Road Captain), Kassierer (Treasurer). Nur die Ziele und die Mittel der Zielerreichung sind anzunehmnderweise andere. Der Club der Blumenzüchter wird sie eher im Rahmen der Legalität verfolgen als mancher Rockerclub seine Ziele verfolgt, das sehen wir ja gerade an den Auseinandersetzungen zwischen den "Outlaw"-Clubs. Sie treffen sich jedenfalls nicht zum Blumenzüchten, wie es scheint.
Was betrifft uns das?, kann man sich fragen.
Nun, es gibt eine Menge kleiner Clubs, die mit den Streitereien der "Outlawclubs" nichts zu tun haben wollen, weil bei ähnlichem Erscheinungsbild sie eine ganz andere Zielsetzung verfolgen und trotzdem oft zwischen die Fronten geraten.
Und es betrifft uns natürlich auch, wenn eine nichtsahnende Oma zu Tode erschrocken ist, wenn man ihr beim Einsteigen in den Bus helfen will und zufällig gerade die Kutte an hat.
Es betrifft uns noch viel mehr, wenn die Klischees greifen (was manch einer von uns ja auch kaum anders haben möchte) und unsereiner als großer starker Rocker wahrgenommen wird. Ganz anders ist es (und das wird wohl kaum unsereiner mögen), wenn bspw. die Polente mal wieder die Kelle raushält, weil man eben so ein Rocker ist und da doch ein ganz besonderer Klärungsbedarf ("Die Papiere bitte!") besteht.
Der Normalbürger sitzt dann abends vor dem Fernseher, darf sich bei Chips und Bier über im Einzelfall durchaus zutreffende Nachrichten und Hintergrundberichte ein bißchen Gruseln und bekommt eben auch manchmal ein arg reduziertes Klischee präsentiert. Mit den Nebenfolgen, das der Rocker um die Ecke argwöhnisch beäugt wird, obwohl gerade er vielleicht längst den Schlingeljahren entwachsen ist und genauso lebt wie seine lieben Nachbarn, nur eben etwas auffälliger aussieht und auftritt.
Und leider ist es eben so, dass randständige, kriminelle Motorradfahrer das Klischee vom Rocker eben mehr prägen als ein regelmäßiger Kirchtänger auf der Harley. Wir nehmen das aber auch in Kauf, wenn wir uns das Erscheinungsbild geben, was die "Outlaw"-Clubs vorgeben. Muss man ja nicht tun. Und man könnte sich auch deutlicher davon abgrenzen. Ich verstehe z.B. nicht, warum in Hamburg kein Club mit dem Patch auf dem Rücken fährt, nur weil dort die HA verboten sind. Wenn das Clubs sind, die mit kriminellen Machenschaften nichts zu tun haben, sollten sie sich m.E. auch nicht mit "Outlaw"-Clubs solidarisieren. "Outlaw"-Clubs sind ja auch nicht solidarisch mit anderen Clubs, das widerspräche ihrem Selbstbild als außerhalb der gesellschaftlichen Regeln stehend, eben als "Outlaw" der sich wenig um andere schert sondern sein eigenes Ding macht.
Man sollte viel mehr deutlich machen, das man solche Clubs und ihr Verhalten nicht akzeptiert und sich entsolidarisieren. Denn gerade die Outlaw-Clubs sind es, die der gesamten Szene schaden, wenn diese einmal mehr von einer mangels genauer Information zur Differenzierung unfähigen Öffentlichkeit mit "Outlaw" in einen Topf geworfen werden.
Mein Senf, Christian, der einem Auftraggeber schon erklären musste, dass er keinerlei kriminelle und politische Absichten in seinen Seminaren verfolgt weil er im Privatleben ein "Rocker" ist.