Mal eine Frage an die Motorenbauer

Moderator: Gerry

Arthur
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Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Arthur »

Hallo Jungs,

habe meinen alten Motor (ca. 120000 km) aufgemacht und will ihn in den nächsten Jahren wieder aufbauen. Bis auf abnehmende Kompression ist er unauffällig gelaufen. Das Pleuellager habe ich bereits inspiziert. Kurbelwellenlager werde ich noch prüfen.

Nun die Frage: wie ist die Lebensdauer von Pleuel- und Kurbelwellenlager? Habe keine Lust die Lager auf Verdacht zu tauschen.

Bild Zylinder_Oben.jpg (170 KB)

Bild Zylinder_unten.jpg (179 KB)

Bild Kolben1.jpg (306 KB)



Gruß Arthur
IRON
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von IRON »

In meinem Handbuch gibt's so 'ne Beschreibung um den Zustand der Pleuellager einzuschätzen. Pleuel auf den UT drehen und quer hin- und her wackeln (nicht auf dem Hubzapfen verschieben sondern "kippeln"). Den Bewegungsspielraum oben auf Höhe des Zylinderfußes messen. Ich denke aber, die Aussagekraft dieser Methode ist eher bescheiden. An Deiner Stelle würd' ich neue Lager einbauen (und zwar gute). Wenn Du den Motor ohnehin auseinander hast, kommt's auf die Kurbelwelle auch nicht mehr an. Und bei solchen Gelegenheiten baut man sich auch meist gleich die benötigten Werkzeuge (sonst kommt man eh nicht dazu).
Gruß
IRON
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liekoer
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von liekoer »

Moin Arthur

Ich bin zwar kein Motorenbauer, aber ich würde die KW auseinanderbauen (lassen) und sämtliche Lager neu ersetzen, zumal das Materialkosten sind, die im ganz unteren Bereich liegen.
Das Teuerste ist das zentrieren, evtl feinwuchten.
Ich im nachhinein bin froh, dass ich das gemacht habe, obwohl sie Lager "anscheinend äußerlich" noch in Ordnung waren. Der Zapfen hatte Laufspuren.

Ich spezeill würde mir das nicht zutrauen, bzw. hätte auch nicht das nötige Werkzeug.

Falls Du es nicht wissen solltest, es gibt da einen Spezialbolzen, den schiebst Du durch das Kolbenbolzenauge; dann wird die Kurbelwelle in Richtung UT gedreht und man kann, wenn er auf dem Gehäuse aufliegt, messen ob Dein Pleuel noch gerade ist.

Gruß
Norbert
Strokerholk
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Strokerholk »

Hi Arthur!
Die Laufleistung von Pleuellagern kann man nicht pauschal benennen. Es kommt immer darauf an, welches Material verwendet wurde und wie der Motor gefahren wurde.
Meine Lager sind jetzt schon weit über 150000km gelaufen und werden das auch noch lange tun.
Den genauen Zustand kann man nur beurteilen, wenn die Welle zerlegt ist. Beurteilung von aussen ist nur ein erster Anhaltspunkt.
Gruß Holk!
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Mischirojo
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Mischirojo »

Kann nur Messwerkzeuge empfehlen.Alles andere ist wie Wahrsagen mit Kugel.
Arthur
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Arthur »

Dann die Königsfrage:

Wenn die Messungen ok waren, lasse ich die Lager mit 120000 km Laufleistung drin oder nicht?

Gruß Arthur
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trybear
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von trybear »

Moin Arthur,
Der Kolben auf dem Foto sieht so aus als wenn da wenig bis kaum noch Kompression war. Oberhalb des oberen Kompressionsringes sind kaum Ölablagerungen, alles freigespült= Ölverbrauch! Da ging ne Menge dran vorbei. Ich nehme mal an, Du willst schleifen und neue Kolben montieren. Die Ventile werden erneuert oder geschliffen und ggf die Führungen erneuert.
Dann hast Du aber wieder richtig schön Druck im Motor und auf den Kurbelwellen- und Pleuellagern.
Bisher haben sie gehalten, aber dann...
Ich würde sie auf jeden Fall mit erneuern, dann hast Du wieder Ruhe und kannst 120.000 abspulen

LG
Arthur
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Arthur »

Hi trybear,

auf den Bildern sieht es schlimmer aus, als es ist. Der Ölverbrauch war nicht erhöht, die Kompression hat „gefühlsmäßig“ abgenommen. Ich wäre den Motor noch weitergefahren, aber nach meinem letzten Unfall war sowieso eine größere Aktion angesagt. Da habe ich halt auch den anderen Motor eingebaut, der seit 12 Jahren auf meiner Werkbank gestanden hat. Und danach hatte ich am Anfang ein paar Probleme. Deshalb würde ich gerne Systeme, die sich bewährt haben, nicht einfach wechseln.

Gruß Arthur
Strokerholk
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Strokerholk »

Hi Arthur!
Da hat TryBear recht. Bis jetzt hat's gehalten, aber mit voller Kompression gibt's wieder richtig Druck. Und da du den Motor ja sowieso nicht gleich Morgen wieder brauchst, mach's richtig. Gib die Kurbelwelle zum überarbeiten inkl. dynamischem Feinwuchten und laß auch die Köpfe vernünftig machen. Aber nicht bei deinem letzten Motorenmenschen. Sonst erlebst du die Fertigstellung nicht mehr.
Gruß Holk!
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Roomer
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Roomer »

Moin,

kann nur empfehlen nicht den gleichen Fehler wie ich gemacht habe zu machen....habe auch oben rum alles neu gemacht..hat richtig Asche gekostet....dann damals meinen Spezie der der Schrauber meines Vertrauns war...gefragt...eh jetzt haben wir richtig Kompression oben....halten das die Lager aus....sind das ja nicht mehr gewöhnt :D ...er prüfte das Pleulager....und......habe den Motor an nen Freund guten gewissens verkauft..da ich mir was anderes angeschafft habe...und.....habe das ganze Geraffel jetzt wieder hier....ohne Bezahlung.....Totalschaden.....tu dir bitte einen Gefallen...mach(lass machen) es alles gleich im vollen Programm!!


Meine Meinung...ich habe den Schrott hier.... :evil:



Gruß

Roomer
Warum hab ich nur immer so ein Glück??!!;-(
Arthur
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Arthur »

Hallo Holk,

Du sprichst es direkt an. Im Moment kenne ich niemanden, dem ich die Kurbelwelle anvertrauen könnte (der solange Lieferzeiten aber brauchbare Arbeit abgeliefert hat, ist irgendwie verschwunden). Habe schon überlegt, es selbst zu versuchen. Wäre mal was Neues.
Es sei denn, Du schickst mir eine PN mit einem guten Vorschlag :D

Gruß Arthur
Shovelpeter
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Shovelpeter »

Hi Arthur,

ohne Zerlegung wirst Du einen Schaden oder starken Verschleiß an den Pleuellagern evtl. feststellen können, Du wirst allerdings nicht von der Diagnose "keinen Auffälligkeiten" auf die restliche Lebensdauer schließen können. Soll heißen: Wenn Auffälligkeiten (Höhenspiel o.Ä.), dann auf jeden Fall defekt, wenn keine Auffälligkeiten dann noch 10.000 km oder 100.000 oder... Vernünftig messen kannst Du das Spiel nur im zerlegten Zustand.

Ich würde die KW zerlegen (lassen), dann kann die KW auch auf die neuen Kolben gewuchtet werden. (Oder weißt Du, dass die jetzt eingebauten Kolben und Bolzen diejenigen waren, auf die die KW gewuchtet wurde? Dann kannst Du Dir das natürlich sparen.) Ansonsten: Der Ärger, den Du bei einem frühzeitigen Ausfall hast, steht in keinem Verhältnis zum Mehraufwand.

Gruß, Peter

P.S.: Interesshalber: Wer wuchtet denn in Deutschland dynamisch Harley-Kurbelwellen und wie?

Edit+Nachtrag: Selber machen ist zwar schön, bedenke aber, dass Du die Werkzeuge zur Zerlegung brauchst (Presse oder großer Abzieher), eine Bank zum Ausrichten (es tut bei einigermaßener Geschicklichkeit auch eine gute Drehbank) und vor allem eine Vorrichtung zum Wuchten (was das schwierigste ist). Außerdem müssen die unteren Pleuellagerschalen nach dem Einbau noch auf Maß geläppt werden (also entsprechendes Läppwerkzeug, kann man evtl. noch für rechtes KW-Lager gebrauchen :-)). Letzteres kann man natürlich auch erledigen lassen). Habe die KW bei meiner Sportster bis aufs Läppen selbst überholt, war allerdings ein Riesenaufwand. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden (läuft vibrationsärmer als vor der Überholung), habe allerdings auch keinen "Benchmark" einer Profiüberholung, deshalb subjektiv. Grund für Eigenmaßnahme war übrigens der Schrott, den ich von einem "Profiüberholer" im Raum DU bekommen habe.
Arthur
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von Arthur »

Hallo Peter,

Dein letzter Absatz umschreibt meine Situation. Wenn ich jemanden habe, der es wirklich kann und es machen will, dann werde ich es machen lassen.
Ansonsten habe ich in den letzten 21 Jahren soviel Murks mit Werkstätten erlebt, dass ich soviel wie möglich selbst mache.

Gruß Arthur
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holzlenker
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von holzlenker »

Servus Arthur,

habe hier einen Link, ob der was "taugt" kann ich Dir nicht sagen.

http://www.hubraumdealer.de/index.php?m ... tion=24:24

Auf jeden Fall steht da was von dyn. Wuchten von KW's.

Vielleicht weis jemand mehr...

Ciao Lutz
Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen. (Walter Röhrl)
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trybear
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Re: Mal eine Frage an die Motorenbauer

Beitrag von trybear »

Meine KW des Mexico-Haufens wa im ersten Anschein auch ok. Nix zu spüren, alles lief rund und gleichmäßig..... denkste!!!! Nach dem Zerlegen kam folgendes zum Vorschein:
Bild ShovelKWZapfen3.jpg
Bild ShovelKWZapfen2.jpg
Bild ShovelKWZapfen1.jpg
Rostschaden /Standschaden!!! Das ist so erstmal überhaupt nicht zu merken gewesen. Rollte alles Prima ohne Luft. Auf der einen Seite war der Zapfen auch wie neu (Foto). Das hätte einen schönen kapitalen Schaden bei Weiterverwendung gegeben.
Meine Empfehlung deshalb immer noch: Ausbauen und zerlegen!

LG
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