Kaum zu glauben

Szene-Themen. Corona, Politik, Religion & Grundsatzdiskussionen unerwünscht

Moderator: Gerry

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max--
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Kaum zu glauben

Beitrag von max-- »

Hallo, folgendes hat sich diese Woche ereignet:

Mein Kumpel will seine seriennahe Evo, Baujahr 1999, zur Inspektion in eine nahe gelegene Harley-Werkstatt bringen. Es handelt sich hierbei um einen Riesenbetrieb, der auch noch Japaner und BMWs betreut, allerdings kein Harley-Vertragshändler ist.
Er wird kurzum abgewiesen mit den Worten: "Unser Kompetenzteam befasst sich nur noch mit Harleys ab Baujahr 2012 und jünger."

Was soll man denn davon halten? Wird hier nur noch Geld verdient, indem man einen Computerausdruck bezahlt? Will sich niemand mehr die Hände schmutzig machen? Brauchen neue Harleys keinen Ölwechsel, oder werden die dann auch abgeschoben?

Zur Verdeutlichung - es handelte sich wirklich nur um einen Ölwechsel (Inspektion), es stand keine Reparatur an.

Unsere Servicewüste wird zwar freundlicher, aber trotzdem immer wüster.

mfg max
Eddi
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Eddi »

Ich kann auch nicht sagen was daran so schwierig sein soll , allerdings schmierig ist es schon . Gibt es für die Harleys ab 2012 etwa eine Ölwechsel APP , und haben die Angst an "Oldtimern" mit Handwerkszeug was kaputt zu machen ? 8)
Gruß Eddi
Hallertauer

Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Hallertauer »

Haben die Neuen nicht eine Longlive / Livetime Ölfüllung für Motor u. Getriebe ? :? Dachte ich hab da mal ne App gesehen ! :wink:

Gruß TOM.
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Partisan
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Partisan »

Ich schrobte das schon mal:

Das geht noch besser: Der HD- Händler in meiner Nähe hat mal zu mir gesagt: "Sowas gibt es nicht mehr, da musst Du mal zu einem Fachmann gehen!"

Ich glaube, damals brauchte ich einen Ölfilter.
So blöd wie ich bin kann mir gar keiner kommen ;-)
Christian
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Christian »

Hi Leute,

"Kompetenzteam"?

Cool, Steigerung von unfähig: kompetenzloses Kompetenzteam.

Gruß, Christian
Lieber nen Shovel-Vibrator als nen TC-Staubsauger

Kicker rules!
Hallertauer

Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Hallertauer »

Meine Erfahrung ist dahin gehend, das Harley-Davidson Vertragshändler Uraltkisten ( zu der mittlerweile auch die Shovel gehört ), nicht auf ihrem Hof sehen will ! Und wenn doch, dann " Reparieren " dir irgendwelche Nasen die sich Mechadrienen o.s.ä. nennen, deinen Hocker kaputt !
Solche alten " Ölrotzer " incl. deren Treiber, passen leider nicht ins Hochglanz / Livestyle -Portofolio von HD. Meine Meinung ! :wink:

Gruß TOM.
Christian
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Christian »

Heyhey Ladies and Gentleman,

[Achtung lang, eigentlich eine Spezialität von Maruski....]

H-D verkauft einen aufgepimpten Kult, das Motorrad gibt es gratis dazu.
Das ist die Philosophie des Geschäfts, so rollt der Rubel. Der Kunde soll keine echte Harley haben, es reicht, den Anschein zu erwecken, als ob. Da wird dann Werbung mit dem Original gemacht, manch ein Händler hat tatsächlich noch ne restaurierte Knuckle in der Ecke stehen (aber ob die wirklich fährt?) und die hochglanzpolierte Kopie steht im Laden, frisch importiert, startklar, musste nur hier unterschreiben, und da, und da....
Mit dem Abgang von Willy G. kamen die aalglatten Geschäftsleute, jetzt ging es nur noch um den Mammon. Die Brüder Davidson und der alte Harley, die schraubten noch selber, waren enthusiastisch oder besessen vom rollenden Eisen auf zwei Rädern. Schrauber, Krauter, Fummler, Bastler. Später Willy G., ein genial-verrückter, der noch auf Treffen sein Bier mit den abgesessenen Harley-Reitern trank und bis tief in die Nacht mit Ihnen fachsimpelte, so entstand der Cafe-Racer.
Danach kamen die Manager mit den weißen Kragen, wussten viel vom Geld, Lend and Lease und Kostensteuerung, Prozessoptimierung. Und die Ingenieure wussten, wie man Technik perfektionierte und gleichzeitig so zusammensteckte, dass der einfache Schrauber irgendwann außen vor blieb, währenddessen die Vertragshändler auf Einheitslook und Teilewechseln dressiert wurden. Und wehe, einer rauchte nen Joint. So verloren die Harleys ihre Seele, wurden hochglanzpolierte Verkaufsprodukte, Kultträger ohne selber Kult zu sein.
Denn der lässt sich besser verkaufen, wenn die realen Vorlagen nur noch als verblasste schemenhafte Ideen in den Köpfen spuken, ohne einen wirklichen Bezug zur Realität der 2010er Jahre zu haben und doch so stark noch sind, dass sie einen Traum verkünden, einen Traum von gelebter Freiheit, den zu kaufen man nur 10 bis 30 oder mehr große Scheine haben braucht, oder eine Bank mit Kreditrahmen, auf dass der Fahrzeugschein bei der Bank liegt, sieht ja keiner.

So verkauft H-D den Gegenwartskrempel als glorreiche Vergangenheit. Die Vergangenheit wie sie wirklich war, ölig, laut, rappelnd und alles andere als perfekt, die stört da nur. Darum will man Euch mit dem alten Geraffel nicht auf dem Hof haben, die Realität zerbricht den Traum. Wichtig ist, dass der Schein bestehen bleibt.
So ist denn jede alte Harley ein Zeichen dafür, das dem Kunden nur eine Vision untergeschoben wird, mit der Absicht ihn etwas kaufen zu lassen, was nur ein geliftetes Abziehbild der einstigen Wirklichkeit ist. Ebenso, wie die Neubiker selten wirkliche Wettergesichter sind, sind deren TCs wirkliche Harleys im Sinne der Vergangenheit. Machen wir uns nichts vor, technisch war der Evo der letzte wirkliche stoßstangengetriebene, luftgekühlte Langhuber, ein perfektionierter Shovelhead. Danach kam neumodischer Firlefanz, den aufzuzählen ich mir und Euch hier erspare. Für mich hörte H-D mit dem Abgesang auf den Evo auf, Motorräder zu bauen. Und schon den habe ich nur ungern angefasst, in 26 Jahren ganze zwei Mal, einmal weil es mein Bruder war, der damit nicht klar kam und jetzt, weil ich eine im Wald stehen gefunden habe und auch mal den Prinzen spielen wollte....
Wenn H-D untergeht, es wäre mir egal, berührte mich nicht, seit bald 20 Jahren habe ich keinen Prospekt mehr von ihnen in der Hand gehabt, kein T-Shirt getragen, es sei den unlizensierte oder gar selbst bedruckte, natürlich ohne Logo, denn das wollte ich schon gar nicht mehr drauf haben, ebenso wenig wie auf dem Tank. Was sollte ich auch damit?

Nur darauf kommt es heute an: Es wird dem solventen Kunden, der es halbwegs zu etwas gebracht und die gröbsten Schulden abbezahlt, die Kinder aus dem Haus und die Bank im Rücken hat, eine Idee verkauft. Eine Idee vom wilden freien ungebundenen Biker der 50er bis 80er Jahre, von Freiheit, Kameradschaft, Lebenslust und wildem Leben. Rock'n'Roll in seiner Perversion, gesungen von Tokio Hotel, Modern Talking oder Millie Vanillie (schreibt man die so?). Billiger Abklatsch, aber die Leute wissen es nicht besser, verschaukelt und verkokelt von irgendwelchen Marketing-Abteilungen.

Und doch, weil die Käufer irgendwie offenbar doch, ein wenig, ein klein wenig den Widerspruch verspüren, zwischen Realität und Anspruch, da pappen sie sich Ride-Free-Plaketten aufs Mopped, kaufen Shirts auf denen Wölfe / Indianer / Cowboys abgebildet sind in dem irrigen Glauben, selber welche zu sein und sind doch nur Sklaven ihrer Unfreiheit.

Sie sind wie gefangene Vögel im Käfig, singen von Freiheit, aber freie Vögel fliegen over the rainbow...

Leute, lasst Euch um Himmels willen nie die Flügel stutzen!

Mangels wirklicher Ungebundenheit müssen Sie sich diese Aushängeschilder umhängen, damit auch keiner (sie selber am wenigsten) daran zweifeln, echte freie Biker zu sein trotzdem sie wochentags im Büro buckeln gehen, dem Vorgesetzten freudig den Hintern putzen und die Krümel seiner schwindenden Loyalität vom Boden aufklauben in der ständigen Sorge nicht Vollbeschäftigung, Totalversicherung, Jahresurlaub, Mietvertrag und Leasingwagen zu verlieren und Mutti braucht ja bald wieder neue Titten, Botox oder nen Wellnessurlaub mit ihren Freundinnen.

Auf vielen Treffen kann man sie dann sehen, nach 300 Kilometer Trailerfahrt und 4 Kilometer auf der TC, mit schaukelndem Gang wie ein Seemann auf Landgang (dabei brennen ihnen nur schon nach wenigen gefahrenen Kilometern die Eier), mit blitzblanken sauberen Rockerle-Klamotten (kommen nach jeder Ausfahrt in die Dampf-Reinigung), dem gelifteten Faltenbalg (=Ehefrau) oder das Twen-Häschen (nein, nicht die Tochter) im Arm, mit zu lautem Lachen, mackerhaft-schulterklopfend, welches ihre Unsicherheit verbergen soll, werfen sie mit Geld um sich, um den dicken Mann zu markieren und protzen gegen ihre Nichtigkeit an, hauen auf den Putz, wie es bei sich zu Hause in der Nachbarschaft nie täten, linsen dem Tresen-Häschen in den Ausschnitt und jucken sich in der Hose, lang ist es her, dass sie ihre Olle mal richtig angefasst haben, zu lang als das sich noch was täte....
Und Montag ist wieder anstehen bei Cheffe angesagt....

Knechte, Sklaven der Unfreiheit.


Ist das ein Verriss? Böse? Übertrieben?

Ja und vieles mehr, vielleicht nicht ganz gerecht, denn es gibt auch die vielen, die fleißig arbeiten und kämpfen gehen geknechtet werden, oder Knechte zu sein, tagein-tagaus, ohne wirklich Grund unter den Füßen zu bekommen, ich kenne selber welche - denen gehört mein Respekt und meine Kameradschaft. Vor denen ziehe ich den Hut. Und wenn ich kann, öffne ich Ihnen die Gittertür. Denen wünsche ich die Freiheit von der viele Vögel singen und nur wenige sie sich erfliegen.

Fliegt Leute, fliegt!

Christian
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maruski
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von maruski »

@ Christian
"Gnothi seauton!"
Da schreibst Du schon sehr weise, aber letztendlich mit einem sehr subjektiv undifferenzierten Maßstab.
Faktisch ist jedes Gesellschaftsmitglied (egal in welcher Gesellschaftvon 1+1 bis Europäer) eben durch diese Mitgliedschaft/Teilhabe sofort um einen Faktor X unfreier.
Das ist der Deal, der Gesellschaftsvertrag (vergl. z.B. Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag), den wir auf allen Ebenen eingehen.
Angefangen bei unseren Kindern, denen wir genau das sozialisieren, damit sie reibungslos "funktionieren".
Wir bekommen das "Mehr" an Power, Sicherheit, Möglichkeiten, etc. einer modernen Industriegesellschaft NIE for free.
Ich werde gerade wieder mal genervt vom Finanzamt, die aus mir unerklärlichen Gründen Probleme damit haben, dass sie mir für 2015 und 2016 noch Geld schulden und ich es endlich einfordern soll/muss.
Und die nerven fett (drohen schon mit Privilegienentzug) und man kommt da nur raus, wenn man bereit ist den Preis dafür zu zahlen, dass man weiter mitmachen darf.
Wie soll ein Familienvater in Deutschland (oder vergleichbaren Sozialstrukturen) denn wirklich "frei" leben?
Aber ich will da nicht ausufern über Differenzierungsmaßstäbe und Abgrenzungsmechanismen.
CUT
Was mich an den HD Offiziellen richtig ankotzt, ist das genau die, die nichtmal mehr wissen was oder wo oder wozu bei einer alten Harley ein "Breather Valve" (mit dem schlauch ins Freie) eingebaut ist, auf der anderen Seite den Tschackos beibringen, was eine "richtige" Harley ist und was nicht dran sein darf (auch wenn sie nur so überhaupt noch fahrbar ist).
Hier im LK sollen angeblich wieder mal zwei Polizisten speziell von HD geschuhlt worden sein, um uns zu fi##en.
Wie bitte soll das zusammenpassen?
Krieg gegen die eigenen Wurzeln.
Wie im Easy Rider, vom Wyatt am Lagerfeuer erklärt, macht es die Menschen aggressiv und gefährlich, wenn man ihnen vorlebt wie man sich einfach ein Krümelchen mehr (und alles andere ist Selbstbetrug) der prinzipiell möglichen und plakativ überall angebotenen Freiheit nimmt.
Und dafür muss man dann eben seinen Preis zahlen und darf nicht mehr auf den Hof (zu den coolen Jungs ala Harley Mike (Verchromte Eier) ;-)).

Ich hab sogar vom Fuck am See ein total offizielles HD T-Shirt und trage es auch mit viel Spaß...
Haben mir meine Kumpels mitgebracht, die mit dem Zug ihre Moppetten dorthin gefahren haben und dort ne Superzeit hatten, in einem gemieteten Zimmer Downtown.
Die gehen auch noch zu ACDC und freuen sich, dass es dort für über 100Taler (+ Zuffahrt + Zimmerkosten + Bewirtung kommen für das Konzert locker 400-500 Euro auf den Bon) sogar Sitzplätze gibt (für alle!!!).
Ist das noch Rock´n´Roll?
Aber ACDC ist für mich noch genau so Rock´n´Roll, wie HD für mein kleines Stück Freiheit steht. Und genau diese Ikonen sollen nicht kaputt gehen, auch wenn sie heute nix mehr wuppen (können).
Ich bin ja auch alt geworden.....
Und wenn meine Kumpels da (oder mit ihrer vierten Harley in der Garage) ne Bombenzeit haben, werde ich mich doch nicht entblöden und ihnen nen Vortrag halten warum TC im Zug eben keine Motorradtour und ACDC mit Taxiservice kein Rock´n´Roll sein kann.
Ist doch egal - jeder wie er will, kann und möchte.
Und die, die Kasse machen können, sollen es doch auch machen.
So funktioniert der Kapitalismus nun mal und hat jedem von uns hier ja auch endlose Freiheiten gebracht (vergleich mal das reale Leben von Malochern vor 100/200/300 Jahren mit unserem).
Was eben fehlt ist eine Weiterentwicklung zu einer gerechteren und freieren postkapitalistischen Gesellschaft (aber auch dazu werde ich hier schweigen)
Ne Abhandlung über eingebildete "Willensfreiheit" und das Geschäft mit dem Glauben an diese, verkneife ich mir hier auch gerne, weil zuviel Selbsterkenntnis schlechte Laune machen kann.

Mein Punkt ist zu dem Thema hier die Unsitte das HD den Cops Munition gibt faktisch gegen mich anzugehen.
Da hört der Spaß und die Tolleranz mit allem modernen Wandel dann für mich auf.

Gruß vom Wiesenrande
Maruski
79er FX1200; SR500; RM-Z250; RM-Z 450
Despite the high cost of living, it remains popular.
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earl hickey
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von earl hickey »

Sehr schön geschrieben Christian. Das unterschreib ich alles genauso. Darf ich vielleicht deinen Text kopieren und in FB unter die Gemeinde bringen und den Jüngern die Botschaft vermitteln?
Sie ölt seit Erstauslieferung 1977!!!
der garst
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von der garst »

Wasn hier los?
Anonyme Soziologen?

;-)


Wer es sich leisten kann nur noch junges Zeug zu inspizieren soll das doch tun, ist schließlich pflegeleicht, gewinnbringend und man hat weniger Sorgen das morgen was kaputt geht das übermorgen ein Garantiefall wird. Als Altharleybesitzer geht man halt zum nächsten.
Grüsse aus Rheinhessen, Alex
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Hawkeye
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Hawkeye »

Danke maruski mal wieder auf dem Punkt
Ich kann dieses wir sind die geilsten oder die Bewahrer des einzig wahren Glaubens nicht mehr höhren
Hawkeye
Kein Herr über mir, kein Knecht unter mir.

1200 FLH, Bj80, schwad, fast originol
Christian
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Christian »

Hi Earl Hickey,

klar kannste, einfach den Link dazusetzen (wenn Gerry damit kein Problem hat) und jut is.


Ach weißt Du Maruski, ich hab nen Spiegel.

Solche beschränkenden Faktoren gibt es und klar ist, sie nehmen mit der Zahl der Beteiligten (degressiv) zu, ich bin auch nicht frei davon, aber es kommt m.E. eben auch immer darauf an, was man aus den persönlich gegebenen
Freiheitsgraden macht, wie viel Furcht man hat und was man auf Konventionen gibt - und da sehe ich viele kapitulieren bevor es richtig los geht.
Meine Reihenfolge ist: Viel Freiheitsgrade - wenig Angst - nix Konventionen. Insofern nehme ich mir alle meine Krümelchen vom Kuchen, sind ja noch genug für die anderen übrig - ich will ja nicht verfetten - und ich kann nix dafür, wenn andere ihre liegenlassen, geht mich ja auch nix an.

Es ist doch oft so, dass man sich Konventionen unterwirft, die zu akzeptieren nur wenig bringt. Da bin ich lieber frei (und manchmal alleine, aber nicht einsam, ich hab ja immer noch mich und komme sehr gut mit mir selber aus) und verzichte auf die Konventionen, insbesondere dann, wenn die Nachteile für mich größer sind als die Summe der Vorteile für andere. Ich für meinen Teil bin da ziemlich schmerzfrei, privat wie beruflich, stehe auf dem Standpunkt, dass meine Freiheitsgrade in keinem Fall durch die Egoismen anderer beschränkt werden, was ich auch robust vertrete. Lediglich angemessene Rechte akzeptiere ich, stören sie mich, gehe ich diesen Leuten eben aus dem Weg. Geht das nicht, endet meine Kompromissfähigkeit an der Stelle, wo sie Selbstaufgabe bedeutet.
Lediglich universelle Prinzipien wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit Gerechtigkeit und Fairness (ohne jetzt im einzelnen zu diskutieren, was darunter zu verstehen ist) akzeptiere ich und vertrete sie, sonst würde ich ja auch nicht anhalten wollen, wenn einer liegengeblieben ist.
Da hast Du meine Ideologie.

Natürlich, mensch muss sich auch die eigenen materiellen (!) Voraussetzungen zur Freiheit (denn über nichts anderes schreiben wir hier) verschaffen. In meinem Fall sind das selbstständig, unabhängig, ledig. Mir redet keiner rein, den ich nicht reinreden lassen will. Aus diesem Grund bin ich zum Beispiel beruflich selbstständig und nur selbstständig und verschaffe mir dadurch die materiellen Grundlagen meiner persönlichen Freiheit. Ob und welchen Job ich dabei wann mache, entscheide nur ich - Punkt.
Und diese Sicht vermittle ich auch meinem Sohn, wobei ich oft den Eindruck habe, der braucht das nicht, ist aus noch stärkerem Holz geschnitzt als ich. Stark, wie unabhängig und angstfrei der jetzt schon ist, so weit war ich in seinem Alter nicht. Reibungslos muss der nicht sein, warum auch? Außerdem hat er mich.

Yeah, die Rennleitung, mit den Cops kann man (meistens) reden, wenn man freundlich ist, hat bei mir immer funktioniert und umso älter die Böcke, desto interessierter werden die. Wenn es mal nicht klappt, dann muss man eben die Zähne zusammenbeißen, trotzdem lächeln und sich nen angemessen Ausgleich verschaffen (dessen anarchistische Ausprägung ich lieber verschweige).

Gruß, Christian
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Gerry
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Gerry »

Mahlzeit,

die grössten Spießer sind oft die, die meinen den ursprünglichsten und freiesten Stil zu leben. - Nicht persönlich nehmen. :-)

Ich habe noch keinen Hoggi erlebt der sich so einen Kopp über die Leute mit den alten Karren macht wie das häufig andersrum der Fall ist. So what?! Jeder wie er will. Es gibt in der Alteisenszene mindestens genau so viele Poser und Typen zu denen mir nix mehr einfällt. Was ist denn (nur als Beispiel) mit den ganzen Hipster-Typen die plötzlich mit Alteisen "unterwegs" sind? Die Karren in den Magazinen sind oft so warzig und mies geschraubt das ich damit nicht mal bis zum nächsten Kippenautomaten fahren würde. - Ist das jetzt trotzdem kult? Oder sind die wieder irgendwie anders einzusortieren? "HD-Biker Azubis?" Sind nur die vom Schlag PEPler die "richtigen" Typen mit dem authentischen Lebensstil? Wer muß denn für seine Kohle nicht die ganze Woche irgendwo arbeiten? Oder sind nur die Typen die in der Schlosserwerkstatt arbeiten die richtig freien Typen wenn sie am Wochenende losfahren? Und wenn die dann trotzdem nen Adler auf der Kutte haben?

Ich hab, vielleicht auch durch meinen Job bedingt, meine Sichtweise in den letzten Jahren schwer geändert. Soll doch jeder fahren und machen was er will. - hauptsache mir geht keiner auf den Sack. - Ich hab auch ne 2014er Street Glide. Und nu? :-) Die hat in 3 Jahren nun 17.000km auf der Uhr, von denen ich knapp 10.000km in zwei Wochen auf zwei Touren gefahren bin. Ich hatte nicht mal Werkzeug dabei.

Ich glaub es gibt in der Szene zu viele Strömungen als das man sich da irgendwelche Gedanken über andere Leute machen sollte / könnte. Jeder wie er meint und will. So halte ich das für mich.

Und um mal zurück zum Eingangsthema zu kommen...
Ist doch ok wenn die Werkstatt für sich beschlossen hat nichts mehr an Fahrzeugen älter als einem bestimmten Jahrgang zu machen. Müssen die doch wissen. Dann sucht man sich eben eine anderes Kompetenzteam.
2012 find ich allerdings auch sehr jung, aber wenn's so iss, isses so. Ich seh's täglich...auch bei neueren Bikes hat häufig schon der ein oder andere Schrauber eines "Kompetenzteams" einen schlechten Tag gehabt. Das geht schon mit schief reingedrehte Ablassschrauben los, die Dir dann beim Ölwechsel mit Gewinde entgegenfallen. Dann iss nix mehr mit "nur mal eben schnell Ölwechsel machen" und aus dem geplanten 3 Stunden Job wird ein kompletter Tageseinsatz. - Und von richtig alten Bikes, die Dir nach 20-jähriger Privatbastelei in die Bude geschoben werden, fang ich lieber gar nicht erst an.... :-)

Gruß,
Gerry
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Gerry »

Christian hat geschrieben: klar kannste, einfach den Link dazusetzen (wenn Gerry damit kein Problem hat) und jut is.
Ne, das fänd ich nicht gut. Rauskopieren und zitieren. Sonst könnte Deine Meinung als Statement von Shovel-Head.com / mir / der "Pre-Evo-Comminuty" gedeutet werden. - Danke.

Gruß,
Gerry
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Re: Kaum zu glauben

Beitrag von Christian »

Hi Gerry,

gut so, darum hab ich ja den Vorbehalt auf Dich gesetzt.

Earl, wenn Du willst, kannst Du auch meinen Namen drunter setzen.

Gruß, Christian
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