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Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 23.05.2018, 14:08
von Don Rocket
Hallo zusammen,
da das Thema bei mir gerade im Zusammenhang mit
meinem Aufbau ansteht, dachte ich, ich schreibe da mal was drüber, auch weil ich über die Suchfunktion dazu nix finden konnte.
Die Ausgangssituation bei mir ist wie folgt:
- Motor (62er FLH) komplett überholt, außer Montage- und Konservierungsöl trocken.
- Hydrostößel (JIMS Powerglide) wurden vor einigen Jahren nach
Anleitung eingebaut.
- Kontaktzündung ist gemäß der
5° Variante in Arthurs Anleitung eingestellt.
- Vergaser (Super E) gereinigt mit neuen Dichtungen zusammengebaut und
in Grundeinstellung gebracht.
- Manifold mit neuen O-Ringen angebaut.
- Öltank befüllt und Ölpumpe entlüftet.
- Lichtmaschine polarisiert.
Ich wollte jetzt erstmal so lange weiterkicken, bis der ganze Kreislauf voll Öl ist, also bis Öl aus der Rücklaufleitung austritt.
Muss ich danach nochmal an die Hydros ran, oder reicht die Grundeinstellung, die damals mit trockenem Ölkreislauf vorgenommen wurde?
Kann ich auch statt stundenlang zu kicken, eine Startmaschine benutzen?
Ich babe mir vor einiger Zeit dieses Teil gebaut, weil ich keine Lust mehr hatte, kalte, widerspenstige Einzylinder à la KTM und Husqvarna anzutreten.
Damit kann ich einen endlosen Berg simulieren, den das Motorrad mit etwa 30 km/h herunterrollt. So könnte ich bevor der Motor läuft, schon mal vorab diverse Funktionen überprüfen (Getriebe, Kupplung, Batterieladung, Schmierung, Leckagen, Geräusche, etc.) und wenn soweit alles ok ist, den Motor auch starten.
Oder doch lieber kicken?
Viele Grüße
Dieter
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 23.05.2018, 16:09
von Stephan
Hi Dieter.
Ich täte KICKEN !
Weil:
a) Die zu hörenden Geräusche kanst Du je eh nicht zuordnen, da die ja im Normalfall gar nicht hörbar sind.
b) Ne Oelpumpe , ohne eingebaute Zündkerzen, ja total easy zu entlüften ist.
und
c) Das orgastöse Gefühl "Ich habe Feuer gemacht!" sich ja nur beim seber anwippen
entwickelt
Nur ich für mich gemeint, Gruß und stramme Wade , Stephan
Ach so - lass die Hydros ruhig klappern und sich beruhigen, dann weist du beim nächsten Start ( dann ohne Klappern ) wenigstens das die funktionieren.
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 23.05.2018, 17:43
von Partisan
Hallo Dieter,
kann man, muss man aber nicht.
Wenn die Hydros ordentlich eingebaut und eingestellt sind, muss Du da nicht noch mal ran. Wissen ist aber besser als glauben. Also Ventilspiel überprüfen wenn der gesamte Ölkreislauf erst mal voll war. Es dauert etwas, bis sich die Hydros vollständig gefüllt haben.
Ob Du mit Kicken allein das Öl bis in die Rücklaufleitung bekommst, bleibt fraglich.
Stundenlang musst Du nicht kicken, wenn die Pumpe entlüftet ist. Die Frage ist, ob Du Vertrauen in Deine Arbeit hast. Ich geh mal davon aus, dass Du den Motor nicht „trocken“ zusammengebaut hast. Normalerweise sollte das bei Zusammenbau verwendete Öl erst mal reichen, um den Ölkreislauf zum Leben erwecken zu können.
Startermaschine hin und her, wenn Du irgendeinen Fehler im Ölkreislauf hast, kannst Du den Motor auch mit der Startermaschine ruinieren.
Meine kürzlich Erfahrung mit revidiertem Motor:
Öl in Öltank, kicken, Pumpe entlüften, kicken. Motor starten, prüfen ob Öl aus Rücklauf kommt, Ölschlauch wieder anstecken. Ventilspiel prüfen, fahren und fröhlich sein.
Gruß
Jens
PS: Geklappert haben meine Hydros allerdings auch beim ersten Start nicht.
Ich würde eher aufpassen, dass die Pumpe am Super E beim ersten Start erst mal zu ist (Stichwort: Ölfilm)
Und nun bekommst Du sicherlich noch weitere tausend Tipps zum Starten und Einfahren

Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 24.05.2018, 12:38
von Don Rocket
Danke euch beiden, ich werde dann die Tage nochmal ein bisschen kicken...
Gestern Abend kam mir spontan die Eingebung, die Kurbelwellenmarkierungen zu überprüfen. Also Aufnahme für die Gradscheibe und einen Kolbenstopper gebaut.
OT vorderer Zylinder ist bei mir ein Punkt mittig im Schauloch, nicht rechts, wie manchmal geschrieben wird.
Die 35° Frühzündungsmarkierung (F plus Strich) jedoch ist außermittig, das F in der Mitte und der Strich rechts.
Gut also, dass ich da nochmal beigegangen bin und zudem ist es ein beruhigendes Gefühl, wenn man genau weiss, was Sache ist.
Anschließend habe ich dann den Zündzeitpunkt nochmal korrigiert, hier die 5° für den vorderen Zylinder...
... und 315° später die 5° für den hinteren, die ich aber nicht einstellen kann, weil ich nur einen Unterbrecher habe. Deshalb stehen die leicht zu spät erst bei 3,5° vor OT hinterer Zylinder an.
Richtig einstellen werde ich das später dynamisch mittels Zündzeitpunkt-Pistole. Am liebsten wäre mir allerdings Arthurs Zündung, aber da scheitert's ja leider gerade am Verteilergehäuse.
Viele Grüße
Dieter
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 24.05.2018, 12:47
von holzlenker
Servus Dieter,
isses endlich soweit!
Ich würde kicken...so lernt man sich besser kennen...
Startmaschinen iss was für Dragster & Pussys!
Ich würde noch Kipphebelschrauben lösen um das ankommende Öl mit Bier begrüßen zu dürfen. (Danach wieder festdrehen

)
Viel Erfolg!
Wenn Du ganz cool bist, drehst Du ein Video für uns...
...und hier ergänzen:
viewtopic.php?t=3988&highlight=kickstart+viedeo
Leider ist das erste Viedeo unauffindbar...
Viel Erfolg,
Ciao Lutz
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 24.05.2018, 12:52
von holzlenker
Servus Dieter,
Punkt/Strich egal - mittig OT iss immer (sollte zumindest)
Wenn rechts im Loch, dann ist ZP 5° vor OT
ZP 35° ist sicher zeitgenössische, amerikanische Präzisionsarbeit.
Bei Deinem Maschinenpark ist doch so ein Verteiler gleich gedrechselt, oder?
Ciao Lutz
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 25.05.2018, 02:01
von ron
Punkt mittig im Schauloch ist OT, rechts im Schauloch = die gewünschten +/- 5° vor OT.
Strich mittig Schauloch sollte bei Alternator Shovel 35° sein.
Früher stellte man Gen. Shovel, Pan und Knuckle mit Strich rechts im Schauloch, bei voller Vorzündung ein, Punkt für OT war tlw. gar nicht vorhanden.
Erklärung in alten Original Manuals, tls. deckend mit S&S Angaben und deckend mit meiner Erfahrung:
Strich mittig kam erst mit automatischen Zündversteller, bei statischer Einstellung ohne Stroboskop könnte die Zündung wegen "Gear lash" allerdings ein wenig spät sein = frei übersetzter Originaltext Manual.
In früheren Manuals steht wahrschl. deshalb Strich rechts im Loch.
S&S sagte Strich rechts im Loch - frei übersetzt nach deren Angaben > läuft der Motor mit 37-39° Vorzündung besser.
Offensichtlich gehts nicht so genau....
Ich fand heraus, dass die Fliehkraftversteller der automatischen Zündverstellung tls. ungenau gearbeitet bzw. Verschleiß unterliegen.
Beim idealen Zündversteller steht der Punkt rechts im Loch, bei Gegenkontrolle der Strich mittig, wenn der Kontakt gerade öffnet.
Ein alter Versteller mit abgenutzten Anschlagstiften, öffnet den Kontakt wenn beide Marken rechts im Schauloch. Für mich ideal, da startet und läuft sie am besten.
Ein neuer Pingpong Zündversteller öffnet oft zu wenig = Punkt rechts im Loch, wenn der Kontakt öffnet, bei Gegenkontrolle mit voller Vorzündung öffnet der Kontakt aber erst, wenn der Strich schon links im Loch = zu späte Vorzündung.
Die meisten unserer Mopeds springen am besten an, wenn der Punkt rechts im Loch oder gar vorher, bevor er erscheint, bei geschätzten 7-9° Vorzündung beim Start. - Vielleicht deshalb auch die Angaben in den alten Manuals bzgl. manueller Zündverstellung >spark should be advanced...<
Conclusio: erst auf max. Vorzündung einstellen. - Mit Strich rechts im Loch läuft sie am besten. Gegenkontrolle, falls OT Punkt vorhanden: Punkt sollte ebenfalls rechts im Loch stehen. Falls er noch nicht sichtbar, auch gut. Falls der Punkt schon mittig im Loch,oder gar links, Versteller bearbeiten, dass mehr Frühzündung für den Start vorhanden ist.
Dies alles gilt allerdings nur für klassische Kontaktzündung und bloß einer Kerze/Zylinder.
Hoffe, dass ich dies verständlich beschrub.
P.S.: Dünnes Zigarettenpapier ist ebenso genau wie Prüflampe oder Stroboskop.
P.P.S.: warum hast Du ein "F" neben dem Strich? S&S markierte zusätzlich Front und Rear mit Buchstaben. OT war "TDC" mit Doppelpunkt.
Hast Du sicher ne OEM KW? Viell. auch deshalb eine kleine Gradabweichung. Harley Davidson berücksichtigte ebenfalls nicht den Hubunterschied zwischen 1200 und 1340, sprach von 35° gab aber immer 7/16"BTC an.
Gruß
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 25.05.2018, 11:44
von Don Rocket
holzlenker hat geschrieben:Ich würde noch Kipphebelschrauben lösen um das ankommende Öl mit Bier begrüßen zu dürfen. (Danach wieder festdrehen

)
Viel Erfolg!
Danke Lutz! Ich habe aber leider keine Kipphebelschrauben, deswegen habe ich den Rücklauf der Pumpe abgezogen und in einen Kanister gelegt, damit ich sehe, ob da was rauskommt. Gestern Abend noch ein bisschen gekickt, Öl ist jetzt da.
Bevor ich aber zum Starten auf den Kicker latsche, muss ich erst noch einen Gaszug löten und ein paar andere Kleinigkeiten erledigen...
holzlenker hat geschrieben:Bei Deinem Maschinenpark ist doch so ein Verteiler gleich gedrechselt, oder?
... wenn mir jemand die Maße gibt, oder was zum Ausmessen zur Verfügung stellt, sollte das gehen. Ist halt auch die Frage, wo man gute Antriebsritzel herbekommt.
Dem Arthur ist doch irgendwas kaputt gegangen, ich finde den dazu passenden Beitrag aber nicht mehr. Da muss man natürlich zusehen, dass man diesen Fehler korrigiert.
ron hat geschrieben:Hoffe, dass ich dies verständlich beschrub.
P.P.S.: warum hast Du ein "F" neben dem Strich? S&S markierte zusätzlich Front und Rear mit Buchstaben. OT war "TDC" mit Doppelpunkt.
Hast Du sicher ne OEM KW?Gruß
Hi Ron, ja hast du, ich musste es nur mehrmals lesen
Werde also, die Zündung noch einen Tacken mehr auf früh stellen.
Die KW ist wie der ganze Motor original von 1962. Die Welle hat insgesamt drei Markierungen
- 35° Frühzündung hinterer Zylinder: R und Strich
- 35° Frühzündung vorderer Zylinder: F und Strich
- OT vorderer Zylinder: Punkt
Das ist eine Besonderheit der Modelle 61-64, weil diese mit einem Verteiler mit zwei Unterbrecherkontakten ausgestattet waren. Und scheinbar ist es auch richtig, dass die Markierung bei voller Frühzundung rechts im Schauloch steht.
Viele Grüße und besten Dank
Dieter
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 26.05.2018, 10:57
von ron
Don Rocket hat geschrieben:
Hi Ron, ja hast du, ich musste es nur mehrmals lesen
Werde also, die Zündung noch einen Tacken mehr auf früh stellen.
Die KW ist wie der ganze Motor original von 1962. Die Welle hat insgesamt drei Markierungen
- 35° Frühzündung hinterer Zylinder: R und Strich
- 35° Frühzündung vorderer Zylinder: F und Strich
- OT vorderer Zylinder: Punkt
Das ist eine Besonderheit der Modelle 61-64, weil diese mit einem Verteiler mit zwei Unterbrecherkontakten ausgestattet waren. Und scheinbar ist es auch richtig, dass die Markierung bei voller Frühzundung rechts im Schauloch steht.
Viele Grüße und besten Dank
Dieter
Ah ja, genau! Hatte da nur noch die Variante (bei Doppelkontakt) mit Strich und doppeltem Strich im Kopf - gab es damals nämlich auch.
Gegenfrage: welchen Zündversteller verwendest Du nun? Manuell, Automat oder Doppelkontakt?
Denn beim manuellen würde mich die Verdrehmöglichkeit interessieren.
Macht der wie der Automat von Anschlag bis Anschlag nur die besagten und offiziell gewünschten 30° auf, oder könnte der (ohne Modifikationen wie daran herumfeilen) auch weiter verstellen?
Denn das würde mir erklären, warum es gerade bei diesen Modellen so viele echte "1 Kick und läuft" gibt. Stelle mir vor, wenn man mal ein Gefühl dafür entwickelt hat, dass es Situationen gibt (Temperatur, Luftfeuchte) in denen das Moped vielleicht weniger als 5, 7, 9° oder noch mehr Vorzündung zum Start braucht.
Kann ja nicht bloß an den relativ kleinen Linkert Gasern liegen.
Habe den möglichen Verstellbereich leider niemals selbst kontrolliert.
Gruß
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 26.05.2018, 12:46
von holzlenker
Danke Lutz! Ich habe aber leider keine Kipphebelschrauben
Servus Dieter,
hmm da war ich leicht umnebelt....hab mich von "EarlyShovel" verleiten lassen..

...sind ja Panköpfe drauf.
Ciao Lutz
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 28.05.2018, 09:40
von Don Rocket
ron hat geschrieben:Gegenfrage: welchen Zündversteller verwendest Du nun? Manuell, Automat oder Doppelkontakt?
Denn beim manuellen würde mich die Verdrehmöglichkeit interessieren.
Macht der wie der Automat von Anschlag bis Anschlag nur die besagten und offiziell gewünschten 30° auf, oder könnte der (ohne Modifikationen wie daran herumfeilen) auch weiter verstellen?
Hallo Ron,
ich habe den hier:
Jetzt frag mich aber bitte nicht, was das für einer ist. Ich kann auf jeden Fall zum Zündungseinstellen die ganze Zündunterbrecheranlage verdrehen.
Gruß
Dieter
PS: Mopped läuft

Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 29.05.2018, 15:06
von Christian54
Hallo Dieter,
du hast den automatischen Einzehlkontakt Verteiler.
Ich hab den V-Twin Taiwanverteiler mit der MTZ 1 verbaut. Meiner Ansicht liegt das Problem darin das die Temperaturausdehnung: Aluschaft mit Stahlwelle mit einer Wellenscheibe korrigiert wird. Ich hab mir eine dickere
Messingscheibe drehen lassen und mache die Ausdehnung mit mehr Axialspiel. Schneckenrad ist das OEM, beim V-Twin war die Schnecke falsch rum. Bis jetzt funktioniert's.
Gruß Chris
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 29.05.2018, 16:52
von Don Rocket
Hallo Christian,
danke für die Aufklärung; dann ist das wohl dieser Verteiler hier:
http://www.vtwinmfg.com/webapp/wcs/stor ... 391_142392
Da muss ich mich mal bei Gelegenheit mit dem Arthur drüber unterhalten.
Gruß
Dieter
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 29.05.2018, 17:50
von Christian54
Hallo Dieter,
sieht so aus wie meiner, kannst den Schaft ja aus Stahl nachdrehen drehen,
dann hast du auch keine Probleme mit der Temperaturausdehnung.
Gruß Chris
Re: Inbetriebnahme neuer / überholter Motor
Verfasst: 04.06.2018, 15:19
von PANHEAD
Don Rocket hat geschrieben:... wenn mir jemand die Maße gibt, oder was zum Ausmessen zur Verfügung stellt, sollte das gehen.
Hi Dieter,
nach unserer gemeinsamen "Tankhalterungszusammenarbeit" kann ich dir gerne einen Zündverteiler für die Arthur-Zündung zum Nachbauen zur Verfügung stellen. Ein Bild vom Verteiler sende ich heute abend. Den Verteiler kann ich dir zusenden und nach erfolgter Arbeit schickst du ihn mir wieder zurück.
Gruss