Trapezgabel

Moderator: Gerry

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Bandit
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Trapezgabel

Beitrag von Bandit »

Servus,

hat einer von euch eine Trapezgabel Eingetragen?
Im idealfall die "Relic Girder Front End" oder vielleicht eine von einer Norton oder sowas in die Richtung?

Mir ginge es um die Eintragung bzw. Gutachten davon oder Erfahrungen, wie man so etwas Eingetragen bekommt.
Danke.
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martin58
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Re: Trapezgabel

Beitrag von martin58 »

Ob man eine Norton Trapezgabel eingetragen bekommt, wage ich zu bezweifeln. Die Norton 16H hat 500 cc und 10 PS und läuft laut Papieren max. 100 kmh.
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Sebasstian87
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Re: Trapezgabel

Beitrag von Sebasstian87 »

Custom Corner baut Tüffige Trapezgabeln:

https://www.customcorner.de/ccs-parts/c ... ol-girder/

Nicht so schön wie die englischen Klassiker, allerdings neben den ganzen Springern echt mal was anderes.
Im Internetz lässt sich auch ein interessanter Bericht aus dem Custombike-Magazin finden.
Bandit
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Re: Trapezgabel

Beitrag von Bandit »

Servus,
ich kenne diese Gabel und den Bericht dazu, das ist indentisch diese Relic Gabel, nur dass die Relic 1.000€ kostet und die verlangen dafür 2.500€ und da wäre es nicht schlecht, wenn man mal eine Kopie der Eintragung bekommen könnte.
Oder mal schauen welche Trapezgabel man Eingetragen bekommt.
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XTheo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Was mir aufgefallen ist: es sind nur ca. 190mm Achsbreite zwischen den Aufnahmen vorgesehen.
Das langt bei mir hinten und vorne nicht.
Ich habe auch keine originale Springergabel zum Vergleich, aber 190mm scheint mir dennoch sehr schmal für eine alte BT-Springergabel,
wenn man sein altes Vorderrad p&p übernehmen möchte.

Sehr schön gemacht finde ich die Verstellung im Winkel und die Möglichkeit der Einstellung von 400-500mm Länge.
Das geht mit meiner BSA-Girder von 1943 leider nicht.

Also für 2.5k€ noch einiges an Extra-Arbeit, wie mir scheint. Für eine Kleinserie ist aus meiner Sicht der Preis ok.

Gruß, Theo
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XTheo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Badland in Japan bietet auch was an. Sieht aber sehr modern aus und hat garantiert keine Zulassung für D.

Tatsächlich ist die deutsche Girder konstruktionstechnisch fast eine 1:1-Kopie der Relic, aber wahrscheinlich qualitativ viel hochwertiger.

Bei britischen Motorrädern findet man evtl. etwas aus der PS-stärkeren Klasse, aber a. sehr selten, b. sehr teuer, c. meist restaurierungsbedürftig und d. auch ohne Zulassung für HD. Für eine Einzelabnahme braucht es einen Ingenieur mit Eiern - eine aussterbende Spezies.

Ich bin ja auch ein Freund der Girdergabeln wegen der technischen Vorteile, die sie bieten.
Ich hätte mir auch schon selber eine gebaut, aber …

… leider, leider macht die in sich ästhetische Konstruktion wahrscheinlich das Gesamtbild einer kompakten Harley zunichte, daß ich so sehr schätze. Durch den großen Offset steht die Gabel mehr außerhalb des Motorrads. Das läßt sich aus technischen Gründen nur bedingt kompensieren.

Wen das Thema Fahrwerksgeometrie interessiert, dem empfehle ich das Buch von Tony Foale über Fahrwerkstechnik.

Gruß, Theo
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XTheo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Mich läßt das Thema irgendwie nicht los!

@Bandit: ich weiß ja nicht, ob Du an der Sache noch dran bist, aber Du könntest auch eine Nachbau-Gabel einer Indian Big Chief kaufen. Die ist ja eigentlich von Gewicht und Motorleistung vergleichbar mit HD-Modellen und evtl. über Einzelabnahme eintragungsfähig.

Außerdem habe ich mich weiter belesen und festgestellt, daß die kreativen Möglichkeiten beim Bau einer Girdergabel nahezu unendlich sind. Daher ist es auch möglich, den von mir bevorzugten kompakten "Look" hinzubekommen.

Aber aufgemerkt: im Gegensatz zur Springer bedarf es bei der Girder einer genauen Anpassung an das vorhandene Fahrzeug. Damit ist nicht der mechanische Anschluß am Rahmen gemeint, sondern die fahrwerksgeometrische Auslegung.
Aus diesem Grund betrachte ich die o.g. Gabel von CC erstmal mit Vorsicht, weil sie anscheinend universell ausgelegt wurde. Die Wahrscheinlichkeit, ins Klo zu greifen wegen Nichtwohlfühlens beim Fahren erscheint mir zunächst relativ groß. Auf der anderen Seite ist sie baulich in der Länge limitiert und deshalb nur für einen bestimmten Fahrzeugtyp zu gebrauchen (Lenkkopfwinkel, -höhe) und wird dort wohl meistens funktionieren. Kann - muß aber nicht! Das gilt natürlich auch für die genannte Indian-Gabel.

Auf jeden Fall wäre es optisch und fahrtechnisch spannend, mal ein HD-Gespann mit einer Girder-Gabel zu fahren, die speziell für das vorhandene Fahrwerk designed wurde.
Der handwerkliche Aufwand hält sich in Grenzen, die limitierenden Faktoren scheinen mir eher in der Auswahl eines passenden Dämpfers und dem Erstellen eines Designs zu liegen.

MTB-Dämpfer u.ä. scheiden aus, weil a. die Federn meist zu schwach sind (bei Coil-Varianten) und b. der kleine Service nach 50h und der große nach 200h notwendig ist. Das will auch niemand freiwillig zuhause machen.

Gruß, Theo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von Bandit »

Servus,
das thema ist noch nicht durch, mir würde eine Trapezgabel tatsächlich im Kopf rumschwirren, hätte da auch einen aus der Ukraine der da ganz massive Gabeln Baut, aber ohne TÜV halt. Der würde auch gerade mal 1.400€ dafür aufrufen.
Wobei eine alte Indian, Triumpf oder Norton Gabel schon auch schön wäre.
Mir gings auch eher mal darum ob jemand da einen Eintrag hat, um mit den TÜV Menschen dann reden ob man daraus was "Basteln" kann.
Die sind da ja auch öfter mal offen für sowas, wenn man irgendein Papier vorweisen kann.



In der abgebildeten Trapezgabel ist ein Dezenter Druckluftdämpfer verbaut, der über den Druck die Federrate bestimmt und Druck- und Zugstufe separat zum Einstellen hat.
Dateianhänge
Screenshot 2024-05-15 132530.png
Screenshot 2024-05-15 092625.png
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XTheo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Einen Dämpfer mit Luftfeder anstatt coil (Stahlfeder) würde ich mir auf keinen Fall einbauen. Die Dichtungselemente benötigen regelmäßigen Service. Als MTB-Fahrer spreche ich da aus Erfahrung.
Eine Eintragung in einem Brief eines anderen Fahrzeugs beeindruckt keinen Prüfer, weil nicht relevant. Einzelabnahme ist hier das Schlüsselwort. Inklusive Fahrtest. Habe ich mit dem Gespann auch machen müssen, obwohl es Hunderte eingetragene Seitenwagen gibt.
Englische Gabeln sind zu schwach ausgelegt, meine ich. Du brauchst Heavy Metal, also Durchmesser und Wandstärke und v.a. min 9/16“-Achsen oder Schrauben.
Gruß, Theo
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holzlenker
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Re: Trapezgabel

Beitrag von holzlenker »

Servus XTheo,

nur interessehalber, ohne jetzt den erwähnten Schmöker lesen zu müssen: worin liegt, grob gesagt, der Vorteil dieses Systems?

Eine Telegabel hat zwei "Gleitstellen" die relativ viel Führung bieten und durch enge Tolerierung eine geringe "Winkeltoleranz" vom Steuerkopf bis zu Radachse erlauben.
Bei der Girder habe ich 4 Drehpunkte, die nicht nur eng toleriert sein müssen, sondern auch noch winklig in allen 3 Ebenen bis hin zur Radachse sein müssen.

Optisch ist das Teil um Welten besser, ein Leckerbissen, keine Frage!

Wenn Du Bock auf so ein Teil hast und Daten lieferst, könnte ich so ein Teil mal parametrisch malen,
da sind Änderungen mit paar Mausklicks leicht gemacht.
Event. mit FEM-Berechung, aber da müßte ich mich auch erst mit beschäftigen.

Ciao Lutz
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XTheo
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Hallo Lutz,

ganz in Kürze, weil ich gerade wenig Zeit habe.
Vorteile:
- selbst herstellbar
- leicht
- steif
- kaum Eintauchen beim Bremsen
- kaum Änderungen beim Nachlauf / Radstand bei Eintauchen im Vergleich zur Telegabel
- aus den beiden o.g. Gründen ergibt sich eine signifikante Verbesserung beim Fahrgefühl (kann ich bestätigen)
- ab etwa 38° Rake der Telegabel weit überlegen, weil die dann anfängt zu "klemmen" und gerade bei längeren Modellen zum Flexstab wird
- sehr geeignet für große Längen und Lenkkopfwinkeln über 38° (ich habe 45+7 an meinem Chopper, daher dort Umbau geplant)
- gut geeignet für Leichtbau-Chopper

Das mit den vier Drehpunkten ist kein Problem. Die Qualität der Arbeit muss natürlich so sorgfältig ausgeführt werden wie bei einer Tele. Das geht mit einer jig.
Glaub mir, das fungiert super. Ich habe meine alte `43er BSA-Girder selbst gerichtet und neu gebuchst. Ein Traum!

Danke für Dein Angebot. Ich behalte es im Hinterkopf ...

Gruß, Theo
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holzlenker
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Re: Trapezgabel

Beitrag von holzlenker »

Servus Theo,

danke für die Ausführungen!

Da haben ich mal wieder ein Theorie - Praxis Problem :lol: :lol: :lol:

Hätte gedacht, das Spiel Stand-/ Tauchrohr ist so minimal (maßhaltige Buchsen vorausgesetzt), daß es kaum zu toppen ist.
Ebenso das geringere Eintauchen beim Bremsen, leuchtet mir auch nicht ein - aber wenn's so iss, glaube ich Dir das.

Was leicht nachvollziehbar ist: die bessere Federung bei größeren Lenkkopfwinkeln in Verbindung mit langen Gabeln.
Da neigt die Telegabel bestimmt eher zum Verkannten/ Verklemmen und "federt" über die Standrohre.

Thema selberbauen: mit entsprechendem Equipment iss fast alles möglich,
aber in der heimischen Garage wird das kaum Rum-stehen. :lol:

Ciao Lutz
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Re: Trapezgabel

Beitrag von Bandit »

Servus, also tatsächlich taucht die Trapezgabel beim Bremsen weniger ein und ist in sich ein steiferes gebilde.
Sieht man auch dass das Thema auch im Rennsport immer noch nicht vom Tisch ist, da tauchen auch immer wieder mal versuche oder berechnungen auf.

Wenn jemand Pläne für eine CC ähnliche Gabel möchte, ich habe in meiner CAD anfangsphase eine solche einmal Konstruiert, wobei ich da heute das eine oder andere anders machen würde.
Gebe ich gerne als PDF weiter.

Was jetzt nicht meine version ist aber ich da XTheo recht geben muss, ab einer gewissen länge, wäre eine Telegabel oder Springergabel in sich selbst zu Elastisch um richtig Federn zu können. Sie würden mehr in sich nach oben Federn als in Funktionsrichtung der Feder selbst.
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

@ Lutz: zwei Dinge sind mir noch als Vorteil eigefallen:
- über den offset, also die Länge der links, kannst Du das Erscheinungsbild des Fahrzeugs anpassen. Lange links = größerer Radstand und die Gabel steht deutlich vor dem Rest des Mopeds. Ist wie optisches Stretching :wink: Die geometrischen Fahreigenschaften der Gabel an sich ändern sich dadurch nicht, wenn man die Feder anpasst. Eine andere Variante wäre eine "Verlängerung" der Brücken, also Verlegen des vertikalen Drehpunktes der links nach vorne oder auch nach hinten.
Edit vom 04.06.2024: jegliche Änderungen, die ein Verlagern der Radachse in Bezug zum Aufstandspunkt der Lenkachse nach sich ziehen, verändern den Nachlauf und damit die Fahreigenschaften.
- wie bei CC ausgeführt kann man die Gabel schnell verstellen, um den Nachlauf (trail) anzupassen. Das wäre bei mir der Fall, wenn ich von solo 120mm auf Gespann 45mm wechseln möchte. Das können bis zu 8 Grad im Winkel sein. HD hat mal eine Tele gebaut, bei der man das konnte. Zwar nur ca. 2 Grad, aber immerhin. Ich glaube, Norbert hat davon berichtet.

Zum Selberbauen: Du glaubst gar nicht, wie wenig dafür nötig ist. Das wichtigste Werkzeug ist der Kopf! 8)
Rum habe ich nur im Keller.


Zum Einfedern: die Telegabel an meinem 52-Grad-Chopper federt beim Fahren so gut wie nicht ein, aber biegt sich wegen Überlänge durch. Da es ein Leichtfahrzeug ist und nur 500N Last am Lenkkopf anliegen, ist das nicht dramatisch. Beim Bremsen taucht sie allerdings dramatisch ein, so dass die Doppelschleife des Rahmens vorne dem Teer bedenklich nahe kommt. Ist eine Crossgabel mit viel Federweg!


Trapezgabeln im Rennsport: auch und gerade dort spielen sie immer noch eine Rolle! Teilweise mit sehr langen oder sogar mit unterschiedlich langen links (oberes zu unterem Paar), um ganz bestimmte Eigenschaften zu erzielen. Ich kann gerade nicht sagen, ob nicht sogar das Paralever-System von BMW damit ein wenig verwandt ist. Ist ja auch wurscht.


Gruß, Theo
Zuletzt geändert von XTheo am 04.06.2024, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Trapezgabel

Beitrag von XTheo »

Ich hab`s mal grob skizziert, das mit der Trapezgabel.
Daraus ist ein Entwurf mit einer Stückliste entstanden.
Die Materialkosten ohne Dämpfer, Bremssättel, Leitungen und Lenker samt Halter sowie Gasgriff (müßte ich alles neu machen) betragen ca. 400€.
Die Zusatzbauteile (s.o.) nochmal gut 900+€
An Werkzeug und Hilfsmitteln bedarf es zusätzlicher 300-450€.
Geschätzter Aufwand für Konstruktion und eigene Anfertigung: locker 100+ Stunden, eher 150. (soviel zu den "Grenzen" für den handw. Aufwand :) )
In Summe kommen brutto da gut 4k€ bei heraus, und das ist noch gut gerechnet. Netto wären es ca. 3.3k inkl. Dämpfer.
Ächz!

Vor dem Hintergrund erscheinen die 2.5 bzw. 1.4k€ vergleichsweise "günstig".
Nur - für viele paßt die Gabel von CC technisch und/oder optisch nicht so recht.

Die 190mm Abstand der Rohre sind - wie ich inzwischen herausgefunden habe - für eine BT ok.
Dann noch eine Korrektur: das Verlängern/Verkürzen der Hebel zieht entgegen meiner früheren Aussage vom 16.05. eine Veränderung des Nachlaufs nach sich!!!

Gruß, Theo
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