Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Moderator: Gerry

Tiefton
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Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Hallo Shovelheads,
mein Name ist Tiefton und ich poste zum ersten Mal hier.
Als interessierter Beobachter dieses Forums und potentieller Shovel-Fan
gibt es für mich noch ein paar offene Fragen die ich an die Fachleute der Shovel-Technik stellen möchte.
Vorweg sei erwähnt das ich die Fat-Boy im Originalzustand nicht schön finde ;-).
Mir geht es darum einen alltagstauglichen Chopper (einen Bobber mit Hot-Rod Attitüde, also eher "Old School") aufzubauen der über eine gut funktionierende Springer sowie ein niedriges aber gefedertes (aua Rücken bei Langstrecken) Heck verfügt. Das CC Kit "Spirit" gibt das was ich meine relativ genau wieder, wobei der Tank zu klein ist. --
Da ich gerne einen Motor mit Stil einbauen würde, habe ich rein optisch Probleme mit EVO-Motoren und rein technisch bzw. was die Haltbarkeit auf Dauer angeht, mit mit fast allen Pre-Shovel Motoren.
Der Shovel ist nicht DER Schönste, aber wenn man das was danach kam betrachtet einer der Schönsten.
Also... was zum KuckKuck muss ich machen damit ich ohne Stress z.B. mal eine Strecke von 1100Km, teilweise Regen
viel Bergauf etc. bewältigen kann ohne Zwischdurch eine Motorrevision durchführen zu müssen;-).
Welche Maßnahmen sind nötig um einen schönen Shovel Alltagsfest zu machen?
Welche Teile sollte ich bei einem Motor-Neuaufbau verwenden?
Ist der S&S Shovel eine bessere Alternative?
(Ein H-D Händler meinte auf meine Frage " Mindesten einen EVO, jedoch besser ist ein TwinCam einbauen..Hau bloß ab mit dem Shovel-Scheiß...")
Es wäre reizend wenn mich hier jemand überzeugen könnte mit -diesen oder jenen- Modifikationen eine richtige Entscheidung zu treffen, was die Motorenwahl angeht.
Grüße aus dem milden Westen
Tiefton
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Grisu
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Grisu »

Hallo Teifton
Fahr seit 15Jahren Shovel. Und meine jetzige habe ich vor 10Jahren gekauft. Wird auch bei mir Bleiben! Fahr damit täglich zur Arbeit und am WE regelmäßig Touren. Ist ne FLH Bj. 80.
Also wenn das keine Argumente sind.
Gruß
Grisu :twisted:
Tiefton
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Hallo Grisu.
..wenn Du das jetzt noch mit einem "fast ausnahmslos ohne grosse Schwierigkeiten" ergänzen würdest.... :wink:
Dann bleibt nur noch die Frage nach Deinem Setup?
TT
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Grisu
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Grisu »

"fast ausnahmslos ohne grosse Schwierigkeiten" TT
Jau!
Wo kommst Du wech dann komm ich vorbei 8)
Grisu :twisted: [/quote]
Tiefton
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Axe LA Chapelle - Das mit dem Vorbeikommen würde ich mir noch mal überlegen, da hier eine der regenreichsten Regionen Mitteleuropas ist.
Spass beiseite...welche Teile hast Du als verbesserungswürdig getauscht?
Christian
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Christian »

Hallo Tiefton!

Erst mal willkommen hier im Forum. gut, dass Du hergefunden hast. Hier weiß man Bescheid, mehr als die Vertragsfuzzis mit orangem Streifen auf der Haustür.

Was Dir der Harley-Händler erzählt wird er Dir auch in 20 Jahren erzählen, nur dass er dann von TwinCam-Scheiss redet. Es ist also bedeutungslos. Die wollen verkaufen und schielen nach den Bankern mit Portemonaie und ohne Ahnung. Wenn Du da mit nem Shovel kommst, sind die Brüder schlichtweg überfordert, weil sie keine Ahnung und kein vernünftiges Werkzeug haben, wie alle Teilewechsler. Darum wollen sie Dich auch nicht auf dem Hof haben: Du bedeutest Arbeit fürs Geld. Das knn man bei nem unwissendem Banker leichter verdienen, dem man den Kerzenwechsel als komplette Motorinspektion verkaufen kann. Und eine überteuerte HOG-Kutte gleich dazu.

Natürlich kannst Du, wie viele hier im Forum einen Shovel-Motor oder einen anderen Pre-Evo-Motor fahren ohne dass er Dir zerbröselt oder es Dir die Zähne vibrationsbedingt aus der Kauleiste treibt. Nur darfst Du ihn nicht beim Vertragshändler kaufen. Die taugen nichts (Händler wie Moppeds).
Hier im Forum wirst Du Leute finden, die außer den üblichen Kleinigkeiten wie Ölwechsel, ein bißchen Pflege und ab und zu mal ne neue Kerze jahrelang nicht viel getan haben und der Hobel rollt immer noch. Bei mir es jedenfalls 16 Jahre so und ich bin mir sicher, dass nach der Winterrevision des Motor wieder so eine lange Zeit ins Land gehen wird.
Einen S&S-Motor brauchst Du nur, wenn Du Shovel-Optik haben willst, aber Evo-Technik drin stecken soll. Nichts für Puristen.

Dass viele von den alten Maschinen sehr runtergekommen sind, liegt überwiegend daran, dass sie alt sind und entsprechend verbraucht (was den Evos ja auch schon passiert und in Bälde ebenso den TCs.). Außerdem haben ihre Eigner manchmal auch nicht das richtige Händchen. Aber das haben TC-Fahrer auch nicht, nur oft das dickere Konto. Oder es wird gezielt gepfuscht, was natürlich nicht das Image fördert.
Aber trotzdem kann man für einen soliden Preis eine solide Maschine kaufen. Aber Vorsicht: Auch der Schrotthändler verkauft seine Alteisenhaufen als "grundsolide". Es ist also hilfreich, einen Kumpel mitzuunehmen, der sich mit der Materie auskennt und keine rosa Brille aufhat.

Also mach Dir keinen Kopp, sondern informier Dich, z.B. hier im Forum, nimm einen oder zwei Kumpel mit, wenn's ums Kaufen geht und dann läuft das schon. Wenn Du vom Niederrhein/Pott kommst, komme ich gerne mal gucken.

Gruß, Christian
Lieber nen Shovel-Vibrator als nen TC-Staubsauger

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Tiefton
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Hallo Christian,
danke für Deinen Willkommensgruß.
Ich werde als Aachener wohl über die Stadtgrenzen hinaus suchen.
Im Prinzip wäre die Shovelhead FLH Baujahr 1975 (die erste im Bikes 4 sale)
stilistisch das was ich mir bauen würde (mit ein paar weiteren Eingriffen natürlich).die kann ich mir nur nicht leisten. Ich werde wohl auf Rat und Tat angewiesen sein. Das ich in meinem ersten Leben Motorradmechaniker und Motorenindstandsetzer war hilft mir bei der Beurteilung einer Gebrauchten
nur bedingt weiter. Ich freue mich aber auf weitere Kontakte in der Sache.
TT
maruski
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von maruski »

Moin Tiefton.
Eigentlich hat da jeder seinen eigenen Aberglauben ;-)
Aber die Shovels sind, für ihre Zeit, eigentlich extrem standfeste Motoren.
Fährst du die 55-65 m/h, für die sie gebaut sind (Speed Limit USA), halten die ewig.
Gerade die FL´s sind für Coast-to-coast Distanzen von der Firma H-D ja gebaut worden.
Immer wieder denke ich bei Pannengerede (die so ein altes Gerippe nun mal immer haben wird) an Dave Barr, der, ohne Beine, mit einem recht Genuine Shovel um die Welt geeiert ist.
Als ich noch in HH wohnte, habe ich ab und an mit einem FL Reiter gesprochen, der die ganze Windschutzscheibe voller Mautaufkleber aus der Schweiz hatte. Ist fast monatlich HH -- CH geflogen und schwor auf "Nix anfassen, nix verändern!" (wusste aber auch die genaue KM Leistung nicht, da ihn das nicht interessierte).
Also, da hier viele Mitglieder aber meist keine "First Hand Owner" sind und oft total verbastelte Mühlen erstanden habe, die erst wieder gut werden mussten, hat jeder dies oder das verändert. (auch glaub ich das design der Originalharley war einfach damals nicht für uns Europäer gemacht, um es mal höflich zu umschreiben)
Je nach Aberglauben halt.
Ich träume auch seit dem Kauf von einem S&S Shovel und nem 5 Gang-Getriebe ;-)) aber mein ´79 1200er hat auch so schon über 200.000 km runter (ein Kurbelwellenlager, ein Getriebe) und läuft recht unauffällig (obwohl sich da bestimmt schon das eine oder andere Teil wieder der Verschleißgrenze deutlich nähert).
Also lese dich einfach schlau und mach dir dein eigenes Bild - denn das 1A 100% Paket gibt es glaub ich nicht.
Der schlechte Ruf kommt aber viel von unfähigen Mechanikern, die die Schuld nicht bei sich sondern bei anderen suchen.
Und sowieso, ein richtig cooles Bike braucht auch einen richtig coolen Mechaniker (und der sitzt am besten drauf!).
Viel Spaß hier im Forum, das wirklich DIE Quelle für Shovelwissen ist.
Tschüß Maruski
79er FX1200; SR500; RM-Z250; RM-Z 450
Despite the high cost of living, it remains popular.
www.planetrock.com
Christian
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Christian »

Hallo Tiefton!

Wenn Du Motorradmechaniker und Motoreninstandsetzer warst, hast Du mehr beruflichen Hintergrund als die meisten von uns, die wir uns vieles rein autodidaktisch antrainiert haben. Ich bin z.B. Wirtschaftspädagoge, also völlig artfremd.

Die nötigen Umgangsformen erwirbst Du durch Gewöhnung. das klappt schon.

Hast Du denn schon ein konkretes Mopped im Blick?

Gruß, Christian
Lieber nen Shovel-Vibrator als nen TC-Staubsauger

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Christian
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Christian »

Hallo Maruski!
Und sowieso, ein richtig cooles Bike braucht auch einen richtig coolen Mechaniker (und der sitzt am besten drauf!).
Wenn man es sich recht besieht, haben unsere Motoren ihren Ursprung in einer Zeit, in der der Fahrer tatsächlich noch Mechaniker sein musste: 1936 kam der erste Stoßstangenmotor raus, der Knucklehead. Und seitdem ist der Motor nur konservativ weiterentwickelt worden.
Und die Sportys sind nichts anderes als Seitenventiler, deren Ventiltrieb umgebaut wurde. Sie haben konstruktionsbedingt einen noch früheren Ursprung in den zwanziger Jahren nach den i.o.e-Motoren.

Das hat aber auch Vorteile, von Uwe weiß ich z.B. dass man als Zylinderfußdichtung auch einen Milchkarton nehmen kann - und damit von Südfrankreich aus nach Hause kommt.

Mach das mal mit ner TC!
Viel Spaß hier im Forum, das wirklich DIE Quelle für Shovelwissen ist.
Jep!

Gruß, Christian
Lieber nen Shovel-Vibrator als nen TC-Staubsauger

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FXB82
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von FXB82 »

Hi Tiefton

Ich bin der mit dem Milchkarton,fahre meine Karre jetzt seit 10 Jahren
Ohne größere Pannen(Am Anfang Motor kompett gemacht.)
Bin mit dem Shovel auch schon fast 2000Km mit nem verbranten Ventil und ner gerissenen Führung nach Hause gefahren.Geht also auch.Deinen Händler des Vertrauens kannste in die Tonne hauen, die können noch nicht mal Teile richtig bestellen.

Shovel rules Uwe
Besser ÖL an der Hand als Twincam unterm
Arsch
Tiefton
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Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Kurz zu meiner Schrauberkarriere im Profilager:
Ich habe meine Ausbildung zum Motorradmechaniker 1988 abgeschlossen.
Danach habe ich in einer Motoreninstandsetzung hauptsächlich Oldtimermotoren (Jaguar, Bentley und Mercedes) runderneuert und auch einige Teile selbst angefertigt.
Seit 1995 bin ich in Sachen Architektur und Bau-Ingenieurskram unterwegs, will meinen, das meine Fähigkeiten die nicht die Besten aber relativ ordentlich waren in weiten Teilen versiegt sind...der Ganze Alkohol und so..ihr wisst schon :? . Von der Seite betrachtet ist Erfahrung (die mir eben die letzten ca 15 Jahre fehlt) durch nichts zu ersetzen.. Hier scheint ja einiges davon vorhanden zu sein.
@ Christian
Stimmt etwas mit meinen Umgansformen denn nicht??
@FXB82
Beeindruckend...das ist wohl der Vorteil von Maschienen die nicht Knopf auf Kante konstruiert sind....nicht unbedingt Drehzahlfest aber einfach zu reparieren.
@maruski
Wow..200000....das ist tatsächlich überzeugend..noch mal WOW
Das mit der Höchstgeschwindigkeit in USA und derWohlfühlgeschwindigkeit für Shovels ist eine wagemutige Theorie..so hab ich das bis jetzt noch nicht gesehen..aber die Realität gibt Dir recht.
Der Kern des Threads--->
Aber was wäre denn ein, auf Standfestigkeit hin, optimietes Motorensetup?
Gibt es einen guten Instandsetzer für Shovels?
Soll ich besser neue Laufbuchsen nehmen?
Welche Kolben Firma baut die Haltbarsten und ist eine Beschichtung am Kolbenhemd besser als keine?
Ventile und Ventilsitze..Stößel und Stangen etc Kurbelwellenlager und Wellen ...bis hin zum Vergaser und dessen Bestückung und dem Lufi.
Was ist mit den original Gehäusen..die erschienen mir damals nicht so prickelnd..irgendwie passten die Hälften nicht immer 100% zusammen
und die Toleranzen waren manchmal erschreckend, wenn ich mich richtig entsinne.
Danke übrigens für eure Hilsbereitschfaft
TT
Tiefton
Beiträge: 21
Registriert: 03.05.2008, 21:53

Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Tiefton »

Noch etwas was vieleicht gut zu Wissen wäre:
Ich habe hier schon lesen können,das es Bauart (E-Glides kommen anscheinend immer besser weg als die anderen) abhängig und vor allem Baujahrabhängig ist ob man was Gutes oder was schlechtes zwischen den Beinen hat (sacht meine Süsse auch :oops: )
Welche Baujahre sollte man bevorzugen?
TT
Shovel Bobber

Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Shovel Bobber »

Hi TT, wenn es um Shovelmotoren geht und du das nicht selber machen
willst kann ich dir nur www.area45cycles.de empfehlen.
Spreche mal mit Torsten und sage Grüße von mir.
Christian
Beiträge: 4145
Registriert: 13.02.2007, 20:34

Re: Shovelmotor... oder Stil vs Alltagstauglichkeit

Beitrag von Christian »

Hallo Tiefton!

Hihi, die Umgangsformen bezogen sich auf den technischen Umgang mit dem Mopped!

Ein gutes Motorsetup bekommst Du im großen und ganzen mit der Kombination aus Original- und S&S-Teilen, wobei der Kombinationsvielfalt keine Grenzen gesetzt sind, bis hin zu reinen S&S-Motoren. Dazu noch Ventile von Rowe und die Nocke von Andrews (beim Shovel schwöre ich auf die A-Nocke mit Hydrostößeln). Als Vergaser tut's der originale.

Die Gusstoleranzen sind bei Sandguss normal, wichtiger sind die Toleranzen beim Bohren, Fräsen und Hohnen, und die waren i.dR. gut eingehalten. Erst die Schrauber zweiter Hand haben da vieles vermurkst. Zylinder würde ich immer austauschen, die originalen sind schlecht vergossen und dürften thermisch nicht so belastbar sein. Die S&S sind stärker verrippt, das ist besser aber auch viel teurer als die Aftermarket über deren Qualität sich die Gelehrten streiten.


Gruß, Christian
Lieber nen Shovel-Vibrator als nen TC-Staubsauger

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