Ist doch nun gut so gelaufen.
Deine Problematik ist vollkommen menschlich.
Warnung: Nur weiterlesen wenn Bock auf Lesen von meinen Gedanken - hatte mal wieder Zeit und Bock, DLF + Stone Rebell simultan zu hören und zu schreiben

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Der sog. Hierarchieeffekt bringt uns dazu, die höheren Ebenen tendenziell wichtiger, untere Ebenen dagegen tendenziell unwichtiger zu beurteilt.
Durch selektive Wahrnehmung, man sieht nur was man sehen will/kann, wenn man das Problem grandios annimmt (Motorschaden, etc.) werden einzelne Vorgänge/Zusammenhänge, die kompliziert erscheinen ("Mit Strom kenn ich mich nicht aus!", etc.) stärker wahrgenommen und bei der Beurteilung stärker gewichtet als simpler Kleinkram, der einen als "Opfer" ja entwerten würde.
"Viel Feind = viel Ehr!" führt dazu, dass wir Probleme tendenziell größer sehen wollen als sie sind (macht evolutionsbiologisch sehr viel Sinn - nervt aber beim Schrauben).
Dabei gehen Kleinigkeiten oder simple Fails dann lange unter, da sie erst gar nicht nicht auf den Bewusstseinradar kommen.
Anekdote von Früher zur Vorweihnachtszeit:
Bei meiner ersten Fahrt mit dem Shovel (1991 - leck mich fett, ist dass lange her) hab ich den kompletten Keihin am Straßenrande weit weg von Zuhause zerlegt, weil ja jeder weiß (!) das Harleys Vergaser "nur Probleme machen".
Und was war es?
Nach über eineinhalb Stunden Bastelei - erfolgloser Bastelei, hat mein Kumpel Zappen dann einfach mal so in den Tank geguckt und "Bingo".
Ich hab beim Tanken nicht bedacht/gewusst, dass man immer beide Tanks füllen muss und somit war nach 120km Schluß mit Grinsen, weil Sprit alle.
In der Schrauberei kommen viele Wahrnehmungsfehler, die uns biologisch eingebaut sind, weil sie in der Masse der Arterhaltung dienen, zum Zug.
Wahrnehmungsverzerrungen sind aber nun mal menschlich und es sollte bekannt sein, dass wir im Pannenfall mit ihnen zu tun haben, da sie in uns angelegt sind und nur durch mühsames Training ausgeschaltet werden kann.
Attributionsfehler:
Die Neigung, die Ursache für eine Panne zu oft in (vermeintlich feststehenden) „Charaktereigenschaften“ der Maschine und zu selten in den (variablen) Merkmalen der jeweiligen Situation zu suchen.
Backfire-Effekt:
Die Neigung, Fakten, die der eigenen Überzeugung widersprechen, als Bestätigung der eigenen Überzeugung zu betrachten. Irre Sache, die total nervt, wenn man z.B. einen Zündfunken sieht, aber daraus schließt, dass was mit der Zündung falsch sein muss, weil er ja "so komisch aussieht".
Barnum-Effekt:
Bezeichnet die Neigung, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigen Sachverhalt so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung empfunden werden. Besonders bei Hypothesen mit einem "Könnte" wird so ein "Ist so" draus.
Macht der ersten Idee:
Das Beharren auf einer hartnäckigen ersten Hypothese, obwohl neue Informationen dieser Überzeugung widersprechen.
Glaubensstabilität:
Die Tendenz, glaubwürdige Schlussfolgerungen zu akzeptieren, unabhängig davon, ob sie logisch korrekt aus den Prämissen hergeleitet werden können.
Bestätigungsfehler:
Die Neigung, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen bestätigen.
Verzerrungsblindheit:
Die Tendenz, sich für unbeeinflusst oder verhältnismäßig wenig beeinflusst zu halten.
Musterneigung:
Die Neigung, in Beobachtetem Muster zu sehen, selbst wenn gar keine da sind.
Übertragungsfehler:
Die Neigung, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus auf andere Themen und Situationen anzuwenden. Krass, wenn Sozialarbeiter anfangen mit Maschinen zu diskutieren

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Dichotomie:
Ein absolutes Denkmuster und eine kognitive Verzerrung, bei dem eine Person Dinge nur in zwei extreme Stufen bzw. Kategorien unterteilt und ignoriert, dass sich dazwischen noch eine Skala von Graustufen befindet. Daher wird auch vom „Alles-Oder-Nichts-Denken“ gesprochen.
Bei Mechanikern in Pannensituationen oft beobachtet. Da geht nur eine "richtige" Reparatur und nicht "Funktion = 100 Punkte."
Lieber den ADAC rufen als mit ner Improvisation weiter kommen.
Piersig beschreibt das in seinem Buch "Zen, oder die Kunst ein Motorrad zu warten." sehr gut, wie unterschiedlich Menschen in dieser Dichotomie gefangen sein können.
Kruger-Dunning-Effekt:
Die Tendenz von wenig kompetenten Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen. Und je unfähiger so ein Vogel dann ist, um so schwerer fällt es ihm seine Unfähigkeit zu erkennen --- an jedem Shovel findet man Spuren solcher "Helden".
Commitment:
Ein Verhalten, das durch die Tendenz gekennzeichnet ist, sich gegenüber einer früher getroffenen Entscheidung verpflichtet zu fühlen und weiter Ressourcen in sie zu investieren, obwohl sich diese Entscheidung bisher als ineffektiv oder falsch erwiesen hat. Endlose Diskussion über Umbauten kennt jeder hier und die Leute, die ihren Mist gutreden, obwohl dann auf der Bahn halt evident wird, dass der Mist Scheiße ist, halten die an ihrer Entscheidung stur fest - egal wie es nervt.
Halo-Effekt:
Die Tendenz, von bekannten Eigenschaften einer Maschine auf unbekannte Eigenschaften zu schließen. "Im Vergaser war auch schon Dreck, dann wird es in der Zündung ähnlich sein!"
Cold-Hand-Effekt:
Eine zufällige Häufung von Pannen wird als „eine Pechsträhne haben“ angesehen.
IKEA-Effekt:
Die Neigung, selbst entworfenen oder zumindest selbst zusammengebauten Gegenständen im Vergleich zu fertig gekauften Massenprodukten mehr Wertschätzung entgegenzubringen. --- absolut oft hier zu beobachtende Beobachtungsverzerrung

)))) Ja eigentlich schon ein Mantra und ne Lebenseinstellung im Custom-Bereich. Wahrscheinlich hat sich IKEA diese, in allen Menschen vorhandene, Wahrnehmungsverzerrung bewusst zum Erfolgsgaranten gemacht.
Illusion von Zusammenhängen:
Die fälschliche Wahrnehmung einer Korrelation zweier Ereignisse.
Katastrophisieren:
Die falsche Annahme, dass das Schlimmste, weil es vorstellbar ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch tatsächlich eintreten wird. --> Führt zu vollen Packtaschen mit Ersatzteilen

) Und dem Aberglauben das alles was man dabei hat nie kaputt gehen wird. Ist ja auch so, aber nur wegen der kognitiven Verzerrung und nicht wegen den Ersatzteilen

Kontrasteffekt:
Die intensivere Wahrnehmung einer Maschine, die zusammen mit einer in Kontrast stehenden Maschine präsentiert wird. Beim Shovel ja oft der Vergleich zur magischen "BMW", die nie Pannen hat. Da verzerrt sich der Blick auf die Harley und ihre Eigenschaften aber sowas von

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Kontrollillusion:
Die falsche Annahme, zufällige Ereignisse durch eigenes Verhalten kontrollieren zu können. Gut und häufig zu beobachten bei der Mitnahme von Regenklamotten, um den Regen zu verhindern. "Nehm ich noch mit, dann regnet es sicher nicht." mit einem "Ist imemr so!" aus tiefstem Herzen ausgesprochen - eventuell noch mit dem Zusatz: "Hatte ich mal nicht dabei und es regnete dann."
Hammer-Nagel-Effekt:
Wenn Menschen, die mit einem Werkzeug (oder einer Vorgehensweise) gut vertraut sind, dazu neigen, dieses Werkzeug auch dann zu benutzen, wenn ein anderes besser geeignet wäre. --- Leatherman ist und bleibt aber geiles Tool

Nachmach-Effekt:
Wahrgenommener Erfolg von anderen erhöht die Bereitschaft, sich voraussichtlich erfolgreichen Handlungsweisen von ihnen anzuschließen. So sieht man diverse Umbauten dann wie Moden auf einmal überall, auch wenn sie total sinnfrei sind - wie z.B. Hitzeband am Auspuff.
Erinnerungsverzerrung:
Fehlerquelle durch Fokusierung auf Fehler, die man früher selber schon mal hatte.
Lake-Wobegon-Effekt:
Die Verzerrungen, die der Aufrechterhaltung eines positiven konsistenten Selbstbildes dienen. So habe ich damals nicht in den Tank gucken können, weil das ja bedeutet hätte, dass ich zu blöd zum Tanken wäre.
Status-Quo-Effekt:
Nein, nicht die olle Rockband, sondern die Verzerrungen, die der Aufrechterhaltung eines positiven konsistenten Selbstbildes dienen. "Habe ich schon oft so repariert!", was ja objektiv nur zeigt wie ungenügend diese Reparatur letztendlich war.
Truthahn-Effekt:
Eine meiner liebsten Wahrnehmungsverzerrungen. Die Neigung, einen Trend zu extrapolieren (also auf die Zukunft erwarten dass es immer so weiter geht), ohne ihn zu hinterfragen. Der Shovel läuft so toll und es ist so geil. Die Sicherheit wächst permanent mit jedem Kilometer. Daher ist zum Zeitpunkt des Trendbruchs die Sicherheit (vor allem in der späteren Erinnerung: Sie lief doch gerade so gut wie noch nie!") am größten, ebenso wie dann der Schock über den Trendbruch. "Warum gerade jetzt?"
Beim Shovel kennt jeder den Moment, wo das Motor aus ist und man total erstaunt ist, dass es dann doch passiert. Finde ich immer enorm, diesen Moment in dem man von großen Grinsen in die Realität zurück gebeamt wird.
Survivor-Effekt:
Verzerrung zugunsten der „Überlebenden“/„Erfolgreichen“, Erfahrungen „erfolgloser“ Individuen werden nicht gleichermaßen berücksichtigt/erinnert. Man erinnert nur die guten Touren und erzählt auch nur von super Fahrten. Vor allem im Internet sammeln sich die positiven Erinnerungen. Regenfahrten werden z.B. deutlich weniger erinnert, als Sommertouren auf denen alles glatt ging (incl. kleiner behobener Pannen, die ja dazu gehören, s.o.).
Nen Shovel zu kaufen, fahren und zu behalten geht nur so.
Unterlassungseffekt:
Die Überschätzung der Risiken bei Handlungen im Vergleich zu Nicht-Handlungen.
Bau ich was um? Oder lasse ich es so wie es ist?
"Never touch a running system!" - egal wie halbgut es läuft. Kennt jeder hier, Dinge am Hocker die man so lässt, obwohl man bessere Lösungen kennt - aber besser nix riskieren. Auch als Verlustaversion bekannt: Die Tendenz, mögliche Verluste höher zu gewichten als wahrscheinliche Gewinne.
Verfügbarkeitsheuristik:
Ein systematischer Urteilsfehler, der entsteht, wenn die Bewertung der Wahrscheinlichkeit (bzw. Häufigkeit) eines Ereignisses von den leicht verfügbaren Beispielen in unserem Gedächtnis oder von der Anzahl der verfügbaren Beispiele in unserem Gedächtnis geprägt ist. Beispiele, an die wir uns leicht erinnern, erscheinen wahrscheinlicher. Ein Ereignis erscheint wahrscheinlicher, wenn uns dazu viele Beispiele einfallen. Die Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten ist verzerrt. Daraus resultiert z.B. das Erstaunen über Pannen - da wir ja pannenfreie Fahrten besser erinnern und damit die Wahrscheinlichkeit verzerren.
Ohne diese Verzerrung würden wir unsere Hocker gar nicht erst ankicken

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Vermenschlichungseffekt:
Die Tendenz Tiere, Objekte und abstrakte Konzepte so zu beschreiben als ob sie menschliche Züge, Gefühle und Absichten hätten. Besonders oft beobachtet, dass Menschen ihren Fahrzeugen Kosenamen geben und damit dann natürlich auch eine Bedeutung verbinden. Diese Leute könnt ihr dann beobachten wenn ihr "Freund" Mucken macht. Da sind sie dann echt enttäuscht von ihm.... kennt ihr sicherlich so Typen, die mit ihrem Mopped schimpfen und es dabei mit Namen nennen. Skurril genug, aber verbreitet wie nur was. Auch bei anderen Gegenständen.
Wahrheitseffekt:
Die Tendenz, Aussagen, die zuvor bereits gehört oder gelesen wurden, einen größeren Wahrheitsgehalt zuzusprechen als solchen, die erstmals gehört werden. Irgendwie neigen wir Menschen dazu auch das Erstgehörte als wahrer anzunehmen als das Nachgehörte. Einfach nur durch dessen Reihenfolge.
Komischerweise gilt das sogar bei Menschen. Wen wir zuerst kennen lernen, dem vertrauen wir mehr als dem, der dann dazu kommt.
Einfach nur durch die Reihenfolge.
Und es führt zu der aktuellen Misere, denn auch kompletter Unsinn, oft genug oder zuerst, gehört, bekommt so einen gewissen Wert.
Und leider ist es enorm unverhältnismäßig aufwendiger Unsinn dann gegen diese Verzerrung zu widerlegen, als ihn zu produzieren.
Somit zehren die Dummquatscher und Schwurbeler die Vernunft einfach nur durch Nutzung dieser Verzerrung aus und zerstören/schwächen sie durch die schlichte Asymmetrie des Energieaufwandes.
Anzweifeln von Fakten kostet kaum Aufwand - selbst 2+2=4 kann angezweifelt werden - aber dessen widerspruchsfreier Beweis erfordert ein Mathematikstudium. Nervt auch am Shovel, wo einfach mal so hingequatschte Hypothesen enormen Prüfaufwand erfordern.
Was kann man schon gegen son Satz" "Ich glaub deine Motorentlüftungswalze ist dicht!" machen, wenn der Motor irgendwie unrund läuft?
Und weil da alle genannten Verzerrung dann greifen, können Menschen hilflos so einem Satz gegenüber stehen.
Frei aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_kog ... rzerrungen, wenn ihr da mal gucken wollt was es noch so gibt an Verzerrungen unserer Wahrnehmung.
Lange, lange nicht vollständige Liste, da z.B. alle kognitiven Täuschungen (da haben wir Menschen einen enormes Repertoire an Tricks) fehlen. Genau so wie die Täuschungen der Sinnesorgane (z.B. optische Täuschungen).
Unsere Fähigkeit Probleme zu lösen, wie sie es ein nicht laufender Shovel-Motor darstellt, ist somit vielen Hindernissen beeinträchtigt.
Daher wird sich jeder vor der Panne ein Schema zurechtlegen müssen, oder es in den Jahren lernen, wie man an sowas rangeht.
Schema F - also nach einem durchdachten Muster bestimmte Punkte einfach stumpf ausschließen, egal ob man glaubt sie seinen Ursache - einfach nach Muster die Tanzschritte machen.
Killschalter, Tankfüllung, Zündfunken, Benzinzufuhr, etc.pp.
Und da wird jeder seinen individuellen Tanz gelernt haben, über die Zeit auf der Bahn.
Bei meinem Tango ist halt der "Bremsenreiniger-Test" mit bei, wenn der Hocker nicht anspringt - immer in der Packtasche.

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Auch ideal um die Hände wieder sauber zu bekommen oder aber auch Teile am Bock.
Bremsenreiniger ist, wie der Leatherman, essenziell fürs Shovelfahren, bei mir.
Kaufe ich auch nur im Big-Pack (24Büchsen).
So und nun mal finito für hier und jetzt.
Hoffe dem einen oder anderen fallen diese Verzerrungen in der nächsten Saison mal einfach im Flow durch Raum, Zeit und all die Kausalitäten auch auf ... und bringen ein Grinsen ins Gesicht, wenn dann das so unlogisch Menschliche erkannt wird.
Mit bestem Gruß vom eisigen Wiesenrande.
Maruski